Der Allroad quattro als Zwischenstufe zum SUV, ...

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... hier die Limousine, ...

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... das noch einmal veredelte Interieur: Mit breitem (Modell-)Angebot steuert Audi der Erosion des Limousinen-Segments gegen.

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In China zählt die Länge. Also produziert Audi dort, nur für dieses bekanntlich aus 1,3 Milliarden Hünen bestehende Volk, eine A4-Langversion, und der geht weg wie die warmen Laugenbrezeln. Innerhalb kürzester Zeit mauserte sich das kommunistische Riesenreich so zum drittgrößten Absatzmarkt für Audis wichtigste Baureihe, schon zehn Prozent aller A4 werden dort verkauft. Wir warten nur darauf, dass Audi sich China sprachlich ebenso anbiedert wie seit Jahren allem Englischen, aktuellstes Beispiel ist die Charakterisierung des modellgepflegten A4 durch die Audi-Chefitäten: "Vom Understatement zum Statement."

Die Ingolstädter haben die Ende 2007 präsentierte achte A4-Generation generalstabsmäßig überarbeitet und dabei souverän Pflicht und Kür bewältigt. Pflicht: Effizienzsteigerung. Kür: Interieurs noch edler machen, das hält die Kunden mindestens ebenso bei Laune wie sparsame Motoren.

Da ist übrigens das Angebot breiter denn je: Drei Benziner und sieben Selbstzünder verbaut Audi in A4/S4, im Schnitt wurde der Verbrauch um elf Prozent gesenkt, der Bestwert unterbietete den bisherigen gar um 18. Die sparsamsten Diesel (2,0 TDI mit 120 PS und 143 PS) kommen im Normtest auf 4,5 l / 100 km, mit 119 g CO2/km unterbietet man sogar die steuerlich relevante 120-Gramm-Marke.

Wer lieber ottonisch unterwegs ist, dem sei der neue Basisbenziner nachhaltig empfohlen: 1,8 TFSI. 170 PS. Hängt ungemein gut am Gas, klingt fein - und schluckt im Mittel nur 5,6 l / 100 km. Audi verdächtigt die Maschine, weltweit sparsamste in ihrem Segment zu sein. In dem Kapitel kann sich aber sogar der Leistungssportler S4 sehen lassen, mit dem bereits aus dem S5 bekannten V6-Turbo-Benzindirekteinspritzer. 333 PS, das ist leicht gemerkt, dabei ein Normtestwert von 8,1 l / 100 km bei der Limousine: a.l.l.e.r.h.a.n.d.

Summa summarum betont Audi die Dichotomie Effizienz und Dynamik inzwischen so stereotyp, dass man mitunter fast glaubt, in einer BMW-Veranstaltung zu sitzen. Da ist insofern was dran, als Audi immer noch beleidigt ist auf die Weiß-Blauen, weil die es geschafft haben, alle Welt glauben zu machen, sie und nicht etwa Audi bauten die sparsamsten und zugleich spritzigsten Motoren der Welt. Schön jedenfalls, wenn sich das motorentechnische Wettrüsten neuerdings verlagert auf diese politisch korrekte Ebene.

Manches getan hat sich, wie angedeutet, auch innen. In Sachen Anmutung gibt Audi seit Jahren den Ton an, also musste alles noch edler werden. Feinschliff auch bei der Ergonomie: Die ablenkende Suche beim Infotainmentsystem "MMI Navigation plus" beschränkt sich neuerdings auf vier um den zentralen Dreh- und Drück-Knopf gruppierte Tasten.

Gut getan hat dem A4 auch die Umstellung auf die elektromechanische Lenkung. Und weil, auch das inzwischen branchenüblich, jede Menge Assistenzsysteme in diese Klasse runterpurzeln, die bis vor kurzem noblerem Gerät wie A8/A7/A6 vorbehalten waren, zeigt sich der A4 in einer Form, die es ihm erlauben wird, in der zweiten Lebenszyklushälfte gegen den komplett neuen 3er BMW und die auch bald neue Mercedes C-Klasse zu bestehen. Ein Weltauto in doppelter Bedeutung des Wortes.

Welche wir nehmen würden? Das wird Sie vielleicht überraschen, aber die Antwort lautet: A4 Allroad quattro; mit 3,0 TDI (245 PS). Sauteuer, aber er wirkt. Das Konzept - trendige Geländeoptik, Fahrwerk etwas höher gestellt, Allrad - hebt uns von den gewöhnlichen A4 Avants ab. Und warum nicht S4 Limousine? Nein, danke, zu betulich. Da lieber gleich S5. Und, übrigens, Audi, trotz neu gestalteter A4-Front: Wird Zeit, eure Autos dort deutlich mehr zu differenzieren. Im Rückspiegel sehen die inzwischen alle gleich aus. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/16.12.2011)