Mathias Pöschl (Ausstellungsansicht "This is Happening II") thematisiert Minimalismus und die Black-Panther-Bewegung.

Foto: Galerie Kargl

Wien - Zu glauben, man könnte in einer Ausstellung all das zeigen, was in der Kunst gerade passiert, ist ziemlich vermessen. Das weiß auch Fiona Liewehr, die dem zweiten Teil ihrer 2007 begonnenen Reihe This is Happening ein Motto vorangestellt hat: "Mäßigung ist tödlich, nur Überschwang führt zum Erfolg" (Oscar Wilde), heißt es im Pressetext nicht ganz ironiefrei.

Jenseits ihres Bekenntnisses zu einer subjektiven, offenbar überschwänglichen Auswahl hat die Kuratorin der Galerie Kargl aber noch eine andere Beobachtung zur Grundlage ihres Konzeptes gemacht: Davon ausgehend, dass sich Kunstschaffende in Zeiten ökonomischer Krisen selbst ihre Jobs, Netzwerke und Szenen aufbauen müssen, hat sie dieses Mal Künstlerinnen und Künstler versammelt, die bereits in diversen Produktionszusammenhängen organisiert sind.

Künstler und Kunstraumbetreiber Martin Vesely zum Beispiel thematisiert diese "Doppelbelastung" auch in seiner Arbeit Leviathan: Auf einem Arbeitstisch, der von einer selbstkonstruierten Lampe beleuchtet wird, verweist eine Fotografie auf seine Kunst. Eine zweite zeigt den von ihm gegründeten Kunstraum Ve.Sch, den er seit zwei Jahren betreibt.

Dass Manuel Knapp und Björn Kämmerer ebenfalls interdisziplinäre Netzwerke aufgespannt haben, lassen ihre Arbeiten zumindest vermuten: Als Mitglied der experimentellen Musikonlineplattform klingt.org hat Knapp Noise zum Ausgangspunkt seiner abstrakt-räumlichen Installationen gemacht, und Kämmerer reüssierte mit seinen filmischen Experimenten längst auch im Filmkontext.

Während Kämmerer mit seiner filmischen Versuchsanordnung gyre (2009) die Wahrnehmung gekonnt irritiert, fordern die feinen Fotografien Liddy Scheffknechts zum sorgfältigen Hinschauen auf: Schließlich ist es nie das Bildmotiv selbst, sondern immer nur dessen Schatten, der das Abbild in Bewegung versetzt.

Das Geschlechterverhältnis der Schau (acht Künstler, zwei Künstlerinnen) suggeriert, dass Männer die besseren Netzwerker sind. Trotzdem ist gerade mit Tina Schulz eine Künstlerin vertreten, die in Deutschland schon zwei Produzentengalerien mitinitiiert hat.

In Wien geht man an diesen sogenannten "Artist-run Spaces" wohl besser auch nicht mehr vorbei: Bereits 2008 hat etwa Mathias Pöschl im "Fenster C" Arbeiten präsentiert. Nun zeigt er bei Georg Kargl eine sehenswerte Installation, in der er die paradoxe Gleichzeitigkeit von Minimalismus und der Black-Panther-Bewegung neu aufgerollt hat. (Christa Benzer, DER STANDARD - Printausgabe, 22. Dezember 2011)