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Großer Graben 26a
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Diözesanmuseum, Hofburg Brixen

Foto: Luciana.Luciana/flickr.com unter cc-Lizenz

An der alten Südtiroler Bischofsstadt Brixen sollte man im Winterurlaub nicht achtlos vorbeifahren. Ein Stopp hier lohnt nicht nur wegen des malerischen Altstadtbildes und des Domes, sondern vor allem des Diözesanmuseums wegen. Dort ist nämlich das zu bestaunen, was als größte Krippe der Welt bezeichnet wird.

Dabei ist diese größte Krippe der Welt eigentlich winzig klein. Denn die Figuren, die zu ihr gehören, sind sämtlich nur zwischen sechs und acht Zentimeter groß. Da aber mehr als 5000 dieser aus Zirbenholz geschnitzten und bunt bemalten Figürchen bei dieser Krippe aufgestellt sind, gilt sie eben als die größte Krippe überhaupt.

Ende des 18. Jahrhunderts beauftragte der Brixener Fürstbischof Karl Franz Graf Lodron die Brüder Augustin Alois und Josef Benedikt Probst aus Sterzing, ihm eine Krippe zu schnitzen. Aber es sollte nicht einfach nur die Geburt Christi dargestellt werden, so wie das früher üblich war. Der Fürstbischof wollte etwas haben, das man damals als "theatrum sacrum" bezeichnete. Solch ein "heiliges Theater" war in der Barockzeit sehr beliebt. Und so entstand in mehrjähriger Arbeit eine Komposition aus kleinen bunten Figuren, die zu insgesamt 72 Bildern zusammen gestellt sind. Diese Bilder zeigen die wichtigsten Stationen der Heilsgeschichte vom Sündenfall bis zum ersten Pfingstfest. Der Fürstbischof ließ sich je nach den wechselnden Evangelien im Jahreslauf immer ein anderes Bild in seinem Studierzimmer aufstellen.

Heute sind die 72 Bilder der fürstbischöflichen Krippe in Glaskästen aufgestellt und zu bestaunen, einer der großen Schätze des ohnehin schon an unermesslichen Kostbarkeiten reichen Diözesanmuseums von Brixen.

Natürlich stehen im Mittelpunkt dieser gewaltigen Krippenanlage die Szenen um das Geschehen von Bethlehem, die Verkündigung an die Hirten, die Geburt Jesu im Stall, der Besuch der Weisen aus dem Morgenland. Doch um diese für eine Krippendarstellung zentralen Themen scharen sich Szenen aus dem Alten Testament, die Vertreibung aus dem Paradies etwa, Szenen aus dem Alltagsleben in Palästina zur Zeit von Christi Geburt.

Und auf der anderen Seite wird die Flucht nach Ägypten ebenso in einem eigenen Bild gezeigt wie der Kindermord zu Bethlehem, der Auftritt Jesu im Tempel, der in den Evangelien geschilderte Sturm auf dem See Genezareth, die geradezu üppig dargestellte Hochzeit zu Kanaa und natürlich die wichtigsten Stationen aus der Leidensgeschichte. Das beginnt mit einer Darstellung des Abendmahles, geht über das Verhör bei Pilatus zur Geißelung und schließlich zur Kreuzigung. Die Himmelfahrt Christi und das erste Pfingstfest sind dann krönender Abschluss einer Krippenanlage, die in dieser Art, in diesem Umfang und dieser Ausführlichkeit einzigartig auf der Welt ist. Der Fürstbischof muss ein ausgesprochener Krippenfanatiker gewesen sein. Um die gleiche Zeit nämlich, als er das Sterzinger Brüderpaar die geradezu unzähligen Figuren schnitzen und bemalen ließ, gab er dem Zillertaler Schnitzer Franz Xaver Nißl ebenfalls den Auftrag, ihm eine Weihnachtskrippe für die Kapelle seiner Hofburg zu schaffen. Auch diese Nißl-Krippe ist im Diözesanmuseum zu sehen. Sie ist mehr in der damals üblichen Art der Tiroler Krippen gehalten, bei weitem nicht so umfangreich wie die Krippe der Brüder Probst. Kenner sind allerdings der Ansicht, dass die Nißl-Krippe die künstlerisch wertvollere der beiden ist und als eine der schönsten Krippen im deutschen Kulturraum anzusehen sei. Im Kreuzgang des gegenüberliegenden Domes findet sich ein kostbares gotisches Fresko, das die Anbetung durch die drei Weisen darstellt.

Die Stiftskirche des nur wenige Kilometer entfernten Klosters Neustift beherbergt in der Weihnachtszeit eine Krippe, die als älteste heute noch existierende Weihnachtskrippe ganz Tirols gilt. Sie ist bereits seit dem frühen 17. Jahrhundert überliefert. Und dann lohnt in der Seitenkapelle, in der die Krippe steht, ein Blick an die Decke. In einem um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstandenen Fresko ist ebenfalls die Geburt Christi dargestellt. (Christoph Wendt/DER STANDARD/Printausgabe/24.12.2011)