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Helmut Schüller ist für jeden zweiten Befragten eine vertrauenswürdige Person, gleichauf mit Papst Benedikt XVI

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Grafik: DER STANDARD
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Bei jenen, die sich selbst als aktive Katholiken bezeichnen, ist die Welt noch in Ordnung: Da vertrauen zwei Drittel dem Wiener Kardinal und Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Christoph Schönborn. Doch selbst in dieser katholischen Kernschicht ist Helmut Schüller für jeden zweiten Befragten eine vertrauenswürdige Person, gleichauf mit Papst Benedikt XVI.

Außerhalb dieser kleinen Gruppe, die nur etwa 14 Prozent der österreichischen Bevölkerung ausmacht, genießt Schüller als Sprecher der Pfarrerinitiative das höchste Vertrauen aller Exponenten des katholischen Lagers. Er hat damit Caritas-Chef Franz Küberl, der noch im August die Liste angeführt hat, überholt. Das geht aus einer aktuellen Market-Umfrage für den STANDARD hervor.

Bekenntnis zur Kirche schwindet

Diese Umfrage zeigt: Das Bekenntnis zur Kirche schwindet rasch - von 21 Prozent im August ist der Anteil engagierter Katho-liken auf 14 Prozent geschrumpft. Weitere 47 Prozent sehen sich als Taufscheinkatholiken. 28 Prozent bezeichnen sich als ausgetreten (oder stehen kurz davor).

Auffallend ist das Misstrauen, das Papst Benedikt entgegenschlägt, es hat seit August von 50 auf 56 Prozent zugenommen. Nicht einmal jeder dritte Befragte äußert Vertrauen in den Heiligen Vater. Auch von den erklärt aktiven Katholiken vertraut dem Papst nur jeder Zweite.

Und: Vertrauen oder Misstrauen in Bezug auf die höchste kirchliche Autorität hat (fast) nichts mit der politischen Grundhaltung zu tun: Anhänger der ÖVP sehen den Papst kaum anders als erklärte Sozialdemokraten oder Freiheitliche. Grüne sind allerdings deutlich Papst-kritischer als der Rest der Bevölkerung.

Irrelevante Laiensprecher

Auch für die Opferbeauftragte der Kirche, Waltraut Klasnic, stellt das Market-Institut eine sinkende Zustimmung fest. Und die christlichen Laienorganisationen können - mit Ausnahme der Caritas - das gesunkene Vertrauen nicht wettmachen: In Kirchenfragen gelten weder die Exponenten des Laienrats, des Familienverbands oder der Christgewerkschafter als vertrauenswürdig. Norbert Schnedl, dem Chef der Fraktion Christlicher Gewerkschafter im ÖGB, vertraut in Sachen Glauben nur jeder zwanzigste Befragte. Market-Chef Werner Beutelmeyer geht davon aus, dass die Laienorganisationen und ihre Sprecher auch in der innerkirchlichen Öffentlichkeit mehr und mehr an Relevanz verlieren.

Market fragte auch, was die Österreicher von der Pfarrerinitiative und ihren Forderungen halten. 65 Prozent schließen sich der Meinung an, "dass so eine Pfarrerinitiative ein wichtiger Impuls für die Kirche ist und unabhängig vom Erfolg das Engagement in der Kirche spannender und attraktiver macht." Die Gegenposition, dass durch die Pfarrerinitiative eine Kirchenspaltung drohe, wird nur von neun Prozent der Österreicher (allerdings von jedem fünften aktiven Katholiken) geteilt.

Mehrheit für mehr Mitbestimmung

68 Prozent der Österreicher wünschen mehr Mitbestimmung der Kirchenbasis - der Prozentsatz ist unter den Katholiken etwa gleich hoch wie im kirchenfernen Rest der Bevölkerung.

Eine verschwindende Minderheit vertritt die Auffassung, dass Ehelosigkeit unbedingt zum Priesteramt gehört: Diese Meinung wird nur noch von fünf Prozent der Österreicher geteilt. In einer Vergleichsumfrage im Jahr 1998 waren auch nur acht Prozent dieser Meinung gewesen. Ebenso wie 1998 sagen zehn Prozent der Befragten (allerdings 27 Prozent der aktiv engagierten Katholiken), dass katholische Priester unbedingt männlich sein müssten.

Und was, wenn die Forderungen erfüllt würden und die Laien mehr Mitsprache hätten? Dann sagen 23 Prozent, dass sie sich kirchlich mehr engagieren würden.(Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe 24./25./26.12.2011)