Manpower Geschäftsführer Erich Pichorner.

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STANDARD: Überlasserfirmen wie auch Manpower gelten als erste Indikatoren für das Wirtschaftswachstum. Wie sind Ihre Aussichten auf den Arbeitsmarkt 2012?

Pichorner: Was unsere Kunden betrifft, die sich vor allem auf die Automobilzulieferindustrie, Telekommunikation, pharmazeutische, Elektro- und Elektronikindustrie aufteilen, hören wir, dass die Auftragsbücher voll sind. Im nächsten halben Jahr sehen sie keinen Beschäftigungsrückgang, was aber nicht heißen soll, dass es nicht anders kommen kann. Wir sind ja keine Hellseher.

STANDARD: Wo könnte es doch zu Rückgängen kommen?

Pichorner: Da sprechen wir hauptsächlich von saisonalen Geschichten wie etwa dem Bau. Der Bereich, wo Konkurrenz aus Asien am stärksten spürbar ist, ist die Elektro/Elektronik-Branche.

STANDARD: Wie sieht es in Ihrem Unternehmen Manpower aus?

Pichorner: Die Firmen übernehmen nach wie vor Mitarbeiter in ihren Stamm. Der Dienstnehmerstand geht bei uns seit Sommer um monatlich 100 Personen zurück. Bis Ende des Jahres werden wir 1200 Übernahmen haben.

STANDARD: Das spricht eigentlich gegen negative Erwartungen der Firmen ...

Pichorner: Generell ist, würde ich sagen, eine Verunsicherung zu spüren, schaut man sich aber die Zahlen an, kann das niemand so recht erklären. Was man allerdings aus internationaler Sicht sagen kann, ist, dass im Gegensatz zu 2008, wo die Wirtschaftskrise überall mit einem Schlag da war, sie heute an unterschiedlichen Stellen auftritt. In Holland und Belgien etwa ist ein Rückgang bei der Zeitarbeit zu bemerken, in Österreich und Deutschland noch nicht.

STANDARD: Der ÖGB kritisierte Ihre Branche. Sie würden in auftragsarmen Zeiten ihre Mitarbeiter stempeln gehen lassen, was für das AMS Mehrkosten von mehr als hundert Millionen Euro bedeutet ...

Pichorner: Ich kenne die Zahlen der Gewerkschaft nicht. Es ist aber so, dass Arbeit in Österreich zu teuer ist. Ich will keine neuen Steuern erfinden, aber wenn man mehr Beschäftigung schaffen möchte, dann sollte man diesen Bereich günstiger zu gestalten. (Heidi Aichinger/DER STANDARD; Printausgabe, 29.12.2011)