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Beim Chaos Communication Congress 28c3 in Berlin wurden Pläne für ein Satelliten-Kommunikationssystem  vorgestellt. Das Hackerspace Global Grid soll ein Netz von Bodenstationen erhalten, das die Satelliten verfolgen und mit ihnen kommunizieren kann. Längerfristig soll sogar ein Amateur-Astronaut auf dem Mond landen.

Hackerspace Global Grid

Hackerspace Global Grid ist nicht das erste Projekt, das Satelliten ins All schicken möchte. Bisher blieben Amateur-Satelliten aber nur für kurze Zeit im Weltraum. Die Verfolgung stellte sich dabei als größtes Problem für die Low Budget-Projekte dar.

Zensur umgehen

Die führende Persönlichkeit hinter dem Projekt ist Nick Farr. Er suchte bereits im August nach Unterstützer für die Raummission. Der größte Beweggrund war für ihn die fortschreitende Zensur des Internets. "Das erste Ziel ist ein unzensurfähiges Internet im Weltraum. Entziehen wir irdischen Einrichtungen die Kontrolle über das Internet", sagte Farr. Der in den USA diskutierte Stop Online Piracy Act (SOPA) sei ein weiterer Beweis, dass die Freiheit im Internet bedroht wird, zitiert die BBC Farr weiter.

Ohne Ballone

Bisher haben Privatpersonen vor allem mit Ballonen versucht Satelliten in den Orbit zu transportieren. Die sind jedoch schwer zu steuern. Laut Armin Bauer aus Stuttgart, der ebenfalls bei Hackerspace Global Grid involviert ist, werden Ballone wegen fehlender finanzieller Mittel verwendet. "Profis können Satelliten vom Boden aus kontrollieren, aber normalerweise müssen sie das gar nicht, weil wenn man viel zahlt (um den Satelliten mit einer Rakete ins All zu schicken), landet dieser am exakten Ort", erklärt Bauer.

Mondlandung 2.0

Innerhalb der nächsten 23 Jahren soll außerdem ein Amateur-Astronaut am Mond landen. "Das ist ein ambitioniertes Projekt, darum versuchen wir zuerst etwas kleineres", sagte Bauer. Der Stuttgarter und andere entschieden, sich zuerst auf die Kommunikationsinfrastruktur des Systems zu konzentrieren. Dabei arbeitet die Gruppe mit Constellation zusammen. Constellation ist eine deutsche Plattform, auf der sich Forschungsprojekte zum Thema Weltall miteinander vernetzen können.

Open Source

Da Hackerspace eng mit dem Open Source-Gedanken verknüpft ist, kam die Idee eines verteilten Netzwerks von billigen Bodenstationen auf, die von Einzelpersonen gekauft oder gebaut werden können. Dadurch sollen die Satelliten besser gesteuert werden können. Auch der Datentransfer vom Satelliten zu den Bodenstationen gestaltet sich so einfacher. "Es ist eine Art umgekehrtes GPS", sagte Bauer.

Im nächsten Jahr funktionstüchtig

Im ersten Halbjahr 2012 sollen drei Prototypen der Bodenstationen fertig sein. Beim Chaos Communication Congress im nächsten Jahr sollen dann bereits funktionstüchtige Geräte verteilt werden, so die Hoffnung von Armin Bauer.

Probleme

Für Experten ist das Projekt durchaus machbar, allerdings könnte es durch technische Einschränkungen begrenzt sein. Prof. Alan Woodward von der Universität in Surrey sieht ein Problem in der Umlaufbahn: "Satelliten mit niedriger Erdumlaufbahn, wie jene die bisher von Amateuren gestartet wurden, bleiben nicht an einem Ort, sondern umkreisen die Erde in der Regel alle 90 Minuten."

Woodward weiter: "Das heißt nicht, dass man sie nicht zur Kommunikation nutzen kann. Aber immer nur für kurze Zeit, wenn sie in unserem Blickfeld sind. Es ist schwierig zu beurteilen, wie solche Satelliten als brauchbares Kommunikationsnetz verwendet werden könnte, selbst wenn es eine große Anzahl davon gäbe."

Geostationäre Umlaufbahn

Diese Problem könnten die Hacker umgehen, wenn sie es schaffen die Satelliten in geostationäre Umlaufbahnen über dem Äquator zu platzieren. Dann würden sie sich mit der Erde mitdrehen und so vom Boden aus gesehen, immer am gleichen Platz bleiben. Allerdings entstünde dadurch ein neues Problem.

Woodward erklärt: "Dadurch wären sie so weit von der Erde entfernt, dass es zu einer merklichen Verzögerung des Signals kommt, was bei bestimmten Internetanwendungen stören kann. Es gibt außerdem einen interessante rechtliche Dimension. Da das Weltall nicht von den darunter liegenden Ländern geregelt wird, könnte ein Platz für illegale Kommunikation entstehen. Als Folge könnte jedes Land das Gesetz in die eigenen Hände nehmen und die Satelliten deaktivieren."

Trägerraketen

Neben den Bodenstationen muss das Projekt auch noch andere Dinge ausarbeiten. Unter anderem eine neue Elektronik, die auch im Weltall bestehen kann und die Trägerraketen, die sie überhaupt erst dorthin bringen.

Back to the Future

Farr erklärt: "Das Ziel ist es, dorthin zurückzukommen, wo wir in den 1970ern waren. Hacker finden es anstößig, dass wir die Technologie schon hatten, bevor viele von uns geboren waren und wir sind nicht zurückgegangen." Kein Mensch wurde seit der Apollo 17 Mission im Jahr 1972 weiter als bis zur erdnahen Umlaufbahn geschickt.

"Kommunikation ist Menschenrecht"

Auf die Frage, ob manche negative Auswirkungen auf Sicherheitsaspekte in der Idee der Gründung einer Hacker-Präsenz im Weltraum sehen, sagte Farr der einzige Nachteil wäre, dass "die Menschen nicht mehr in der Lage wären, dein Internet zu zensieren."

"Hacker stehen für offene Informationen", fügte Farr hinzu. "Wir glauben Kommunikation ist ein Menschenrecht" (soc)