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"Bei allen gesundheitlichen Problemen, die Adipositas unbestritten mit sich bringt, dürfen wir nicht übersehen, dass die rigide Einschränkung des Essverhaltens auch zu Essstörungen führen kann", betont die Wiener Frauengesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger.

Foto: APA/Ralf Hirschberger

Wien - Vorsätze zu Neujahr haben lange Tradition, einer hat das Zeug zum Dauerbrenner: Abnehmen und Gewicht reduzieren.

Diätempfehlungen haben gerade zum Jahreswechsel Hochkonjunktur. Zeitschriften und Magazine sind voll mit Rezepten und Motivationsaufrufen zum Abnehmen. Das wird oft mit kurzfristiger Nahrungseinschränkung oder Crash-Diäten von Über- aber auch von Normalgewichtigen versucht. Was bei beiden nicht nur der Gesundheit schaden sondern zu Gewichtszunahme führen kann, warnt das Wiener Programm für Frauengesundheit.

Diäten fördern Jojo-Effekt und Adipositas

Die kurzfristige Einschränkung der Ernährung, wie sie in Form von Diäten betrieben wird, ist nicht dazu geeignet, dauerhaft und nachhaltig Gewicht zu verlieren, sondern im Gegenteil, zuzunehmen.

Immerhin haben mehr als 50 Prozent der Normalgewichtigen und 85 Prozent der Menschen mit Adipositas schon Diäterfahrungen und viele Kilos verloren - und diese innerhalb kürzester Zeit wieder zugenommen. In diesem Zusammenhang stellt der erste österreichische Adipositasbericht fest: Erfolglose Diätversuche sind eine Determinante für die Entstehung von Adipositas.

Das Wiener Programm für Frauengesundheit befasst sich seit Jahren mit dem problematischen Themenkreis der Gewichtsabnahmen zur Erreichung eines bestimmten Schönheitsideals. Experten sind sich einig: Diäten -insbesondere Blitzdiäten - sind der Einstieg für Essstörungen. Aus diesem Grund gilt auch heuer: Vorsicht vor Diäten, die rasche Gewichtsabnahmen versprechen. 

Fragwürdiges Schönheitsideal

"Die Debatte um eine Übergewichts-Pandemie in der westlichen Welt und die starke Medialisierung des Themas Gewicht greifen zu kurz. Bei allen gesundheitlichen Problemen, die Adipositas unbestritten mit sich bringt, dürfen wir nicht übersehen, dass die rigide Einschränkung des Essverhaltens auch zu Essstörungen führen kann", betont die Wiener Frauengesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger.

Auch die vielfältigen wirtschaftlichen Interessen, die hier eine Rolle spielen, müssten offen angesprochen werden: "Einerseits wird viel Aufwand betrieben, auch ungesunde und dickmachende Lebensmittel optimal zu vermarkten, und andererseits haben ganze Industriezweige ein massives Interesse daran, dass wir mit unseren Körperformen und Körpergewicht unzufrieden sind und mit Unterstützung von Diätprodukten, Medikamenten oder gar chirurgischen Eingriffen einem vermeintlichen Schönheitsideal näher kommen." 

Dünn ist nicht unbedingt gesund

Es sei zu einfach, Dünne automatisch für gesund und Dicke für krank zu erklären. Mehrere Studien zeigen, dass zu dünn nicht unbedingt gesund ist: Eine Studie an einer Million AmerikanerInnen besagt, dass ein Body Mass Index (BMI) von 23,5 bis 24,9 bei Männern und von 22,0 bis 23,4 bei Frauen der Gesundheit am zuträglichsten ist.

Gerade bei älteren Menschen zeigt sich, dass Untergewichtige ein höheres vorzeitiges Sterberisiko haben. Der optimale BMI bei Menschen ab 65 Jahren lag der Studie zufolge zwischen 27 und 30, ab einem BMI von 32 stieg die Mortalität wieder stark an.

Auch Forscher der Albert-Einstein-Universität für Medizin in New York konnten in einer Fünfjahresstudie an 5.440 Personen keinen generalisierten Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Herzproblemen feststellen. Ein beträchtlicher Teil an Übergewichtigen war gesund, während etliche Normalgewichtige kardiovaskuläre Probleme auswiesen. (red, derStandard.at)