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Eine EU-Kampagne ermutigt junge Europäer sich selbstständig zu machen.

Foto: APA/Julian Stratenschulte

Befristete Jobs, unbezahlte Praktika und jahrelange Selbstausbeutung - die Jungen von heute müssen damit leben, dass sie es niemals so gut haben werden wie ihre Elterngeneration. Die Jugendarbeitslosigkeit ist hoch, fast jeder fünfte Jugendlichen in der Europäischen Union ist derzeit ohne Job. Trotz oft hoher Qualifikation bleibt vielen nichts anderes übrig, als auf die Straße zu gehen und, so wie die jungen Spanier, auf mangelnde Chancen aufmerksam zu machen. 

Die neue EU-Kampagne Youth@Work will nun zeigen, wie junge Menschen aus ganz Europa ihre Chancen und Möglichkeiten trotz schwieriger Umstände erfolgreich erkennen und kreativ verwirklichen können. In kurzen Filmen werden junge, gut gebildete Europäer porträtiert, die nicht mehr darauf angewiesen sind, dass man ihnen Arbeit gibt. Diese Menschen reagieren auf veränderten Arbeitsbedingungen mit Selbstständigkeit und verdienen dabei nicht nur ihren Lebensunterhalt, sondern erfüllen sich ganz nebenbei auch den Traum von Freiheit und Selbstverwirklichung - wenn auch um den Preis einer mangelnden sozialstaatlichen Absicherung im Vergleich zum klassischen Angestellten. 

Etwas aus eigener Kraft schaffen

So wie Orestis Matsoukas. Der 28-Jährige ist Grieche, seine Heimat hat eine der größten Jugendarbeitslosenraten der EU, jeder dritte junge Mensch ist ohne Beschäftigung. Um selbst diesem Schicksal zu entgehen, gründete Matsoukas vor kurzem seine eigene Firma. Mit der Orama Group fungiert er als Berater für neue Unternehmen, die versuchen, in Social-Media-Kanälen Fuß zu fassen. 

Der studierte Ökonom hatte im Ausland als Freelancer bei Klein- und Mittelbetrieben gearbeitet und Erfahrungen gesammelt, erzählt er. Dann ging er zurück nach Griechenland, um dort etwas aufzubauen. "Als dein eigener Chef muss man vielleicht länger arbeiten," sagt Matsoukas. "Aber es gibt dir das Gefühl, dass du etwas aus eigener Kraft geschafft hast, dass du etwas zur Gesellschaft beiträgst und dass du etwas Eigenes hast." 

Baby bringt Geschäftsidee 

Fast 3000 Kilometer weiter nördlich sitzt Diana Mawaumba an einer Nähmaschine und schneidert ein Tragetuch für Neugeborene. Kaum jemand würde die Belgierin mit Nadel und Faden vermuten. Schließlich hat die 27-Jährige Bachelorabschlüsse in Anthropologie, Soziologie und Tourismus. Doch diese Arbeit gibt "mir die Möglichkeit, mich selbst zu verwirklichen, das zu tun was ich will und selbst die Kontrolle über meine Zeiteinteilung zu haben", sagt sie. 

Angefangen hat alles damit, dass Mawaumba selbst Mutter geworden war und sich ein Tragetuch für ihr Baby genäht hatte, das ein wenig so aussieht wie ein T-Shirt. Bald darauf wurde sie immer wieder von Fremden auf der Straße darauf angesprochen mit der Frage, wo sie es denn gekauft hätte. Also beschloss Mawaumba, Tragetücher professionell herzustellen und sich damit selbstständig zu machen. "Anfangs hatte ich Angst," erzählt sie. Bald aber bemühte sie sich bei MicroStart, einer Initiative des UN-Kapitalentwicklungsfonds, um einen kleinen Kredit in der Höhe von 3.000 Euro, den sie auch bekam. Die junge Mutter ist zufrieden mit ihrer Situation, nicht zuletzt, weil sie als ihr eigener Chef Beruf und Familienleben gut vereinbaren kann. 

Potenzial kreativer Jugend erkennen

Neben der Möglichkeit, Einblicke in die Selbstständigkeit zu gewinnen, will die Kampagne Youth@Work auch Kontakte zwischen Jugendlichen und Kleinunternehmen fördern. Dies soll Jugendlichen helfen, "Stellen bei kleinen Unternehmen zu finden und rasch Erfahrungen und Kompetenzen zu erwerben", heißt es in der Beschreibung des Projekts. Gleichzeitig sollen auch kleinen "Unternehmen die Vorteile der Anstellung erfindungsreicher, dynamischer Jugendlicher" verdeutlicht werden. 

Cecilia Hertz muss davon nicht mehr überzeugt werden. "Meistens haben Menschen unter 30 Jahren die kreativen Ideen und stellen die unerwarteten Fragen." Hertz ist CEO von Umbilical Design, einer schwedischen Firma mit Sitz in Stockholm, die sich mit Raumdesign, unter anderem für Weltraumtechnologien beschäftigt. Hertz sagt, sie suche Menschen, die ungewöhnliche Zugänge haben und eine "Why-Not-Attitüde" an den Tag legen.

Ebba Kierkegaard ist so jemand. Seit anderthalb Jahren arbeitet sie bei Umbilical Design als Projektkoordinatorin. Für die 28-Jährige ist es spannend, für eine kleine Firma zu arbeiten. Hier sei Flexibilität gefragt, neue und kreative Wege, erzählt sie. "Hier kannst du noch was bewirken." (Nina Brnada, derStandard.at, 9.1.2012)