Wien - Max Hiegelsberger kann wohl gut nachvollziehen, was es heißt, Organisationen mit schrumpfender Klientel anzugehören. Der oberösterreichische Bauernbund-Chef und ÖVP-Politiker möchte der von Mitgliederschwund geplagten katholischen Kirche folglich finanziell beistehen. Sein Vorschlag: Auch Nichtmitglieder sollen eine Art Kirchen(flucht)steuer zahlen, um Erhaltungskosten für Stifte, Klöster und Kirchen zu übernehmen.

Aber schießt der Staat, wie Kirchenkritiker meinen, nicht ohnehin schon genug Geld für derartige Restaurierungen zu? Laut Bundesdenkmalamt flossen im Jahr 2010 7,1 Millionen von insgesamt 13,8 für die Denkmalpflege ausgegebenen Millionen in sakrale Objekte. Gemessen an nackten Zahlen profitieren kirchliche Bauten damit überproportional von der öffentlichen Hand, denn "nur" ein gutes Drittel von 37.000 Denkmälern ist sakraler Natur.

Trotzdem sei der staatliche Zuschuss nicht mehr als "ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt Barbara Neubauer, Präsidentin des Bundesdenkmalamtes, und gibt zu bedenken, dass Kirchenbauten bis in die Dimensionen riesiger Stifte reichten. Gerade einmal zehn bis 15 Prozent des "denkmalpflegerischen Aufwandes" würden durch die Bundesmittel gedeckt - und dabei seien profane Ausgaben wie etwa Dacherneuerung nicht inkludiert. Zwar pumpten auch die Länder viel Geld in alte Bausubstanz, besonders eifrig die Stadt Wien. Unterm Strich berappten die Kirchen aber einen Großteil der Kosten selbst, kalkuliert Neubauer.

Die Bauernbund-Idee möge ungeschickt formuliert worden sein, doch sie spreche ein Kernproblem an, sagt die Denkmalschützerin: Kirchen, Klöster und Co prägten nun einmal Kultur und Landschaftsbild und seien ein Faktor für den Fremdenverkehr. Eine Debatte über einen "Kulturschilling" hält Neubauer deshalb für gerechtfertigt, wobei allerdings wohl das ganze Konkordat zwischen Staat und Kirche aufgeschnürt werden müsste. Hintergrund: Schon jetzt profitiert die Kirche von diversen Begünstigungen. So sind ihre enormen Ländereien von der Grundsteuer befreit.

Eine alternative Geldquelle: der Verkauf nicht gebrauchter Kirchen. In England sei manche heilige Halle zum Kaufhaus geworden, erzählt Neubauer. Allerdings sei die Verwertung protestantisch nüchtern ausgestatteter Gebäuden leichter - hierzulande hingegen stehe der katholische Prunk im Weg. (DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.1.2012)