Eine neue Kirchensteuer, die eigentlich eine Art Steuer für kulturelle Güter ist, wäre ein Armutszeugnis für die katholische Kirche. Das automatische Einheben einer solchen Abgabe würde das Ansehen der Institution absinken lassen.

Ja, die Religionsgemeinschaft besitzt viele schöne Kirchen und erhaltenswerte Klöster in diesem Land. Diese Gebäude prägen sehr oft das Stadtbild und die Landschaft. Sie sind Teil der österreichischen Identität und wichtig für den Tourismus. Die Schönheit der Bauwerke nützt auch den Nicht-Gläubigen.

Dies rechtfertigt jedoch keine Steuer. Denn die Finanzlage der Kirche ist klamm aus eigenem Verschulden. Der massenhafte Auszug von Christen hat vor allem wegen der vielen Fälle sexuellen Mißbrauchs stattgefunden. Der Mangel an Modernität und Offenheit tat ein Übriges.

Die mit vielen Grundstücken, Wäldern und Häusern gesegnete Kirche soll sich andere Wege suchen, um ihre Finanzlücken zu schließen. "Downsizing" wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Nicht jedes Kirchenhaus ist ein historisch erhaltenswertes Gebäude, das mit seinem ursprünglichen Zweck "bespielt" werden muss. In Irland (wo es besonders abstoßende Missbrauchsfälle gegeben hat) sind bereits ehemalige Kirchen zu begutachten, in die sich Supermärkte, Diskos und Fitnesscenter eingemietet haben.

Das ist gewöhnungsbedürftig, aber der Steuerzahler kann nicht für alles herhalten. (DER STANDARD, Printausgabe, 7./8.1.2012)