Wien - Bücher seien immer wieder totgesagt worden, aber ebenso wenig wie sie werden auch stationäre Buchhändler nicht vom Markt verschwinden, sagt Markus Renk.

Die Prognose des Branchenriesen Thalia, der sich auf Einbrüche von mehr als 40 Prozent in seinem Filialgeschäft einstellt, hält der Chef der Tyrolia für zu hoch gegriffen.

Auch Morawa-Geschäftsführer Gerald Schantin sieht die Zukunft stationärer Läden weniger dramatisch: Dem wachsenden Buchverkauf übers Internet seien Grenzen gesetzt. Diese lägen bei höchstens einem Viertel des Gesamtmarkts.

Thalia setzt die Online-Konkurrenz international schwer zu. Der deutsche Eigentümer Douglas will den Konzern nun umbauen: Man will weg von riesigen Standorten und schließt auch Jobabbau nicht aus. Inwieweit davon die 36 Filialen in Österreich betroffen sind, ist noch offen, die Lage wird analysiert, heißt es aus der Unternehmensführung. Anders als der Mutterkonzern hat Thalia die Umsätze hierzulande zuletzt klar erhöht. Auch über die Erträge zeigte man sich zufrieden - international gab es hingegen kräftige Abstriche.

Morawa setzt mit 24 Buchläden derzeit mehr als 50 Millionen Euro um. 2011 sank der Umsatz inflationsbereinigt. Die Zahl der Kunden stagniere, die Kosten stiegen - was an den Gewinnen nage, resümiert Schantin. Man bewege sich aber nach wie vor auf hohem Niveau. Die Verkaufsflächen seien kleiner als jene von Thalia und ließen sich auch künftig halten. Den Rückzug aus der Linzer PlusCity will Morawa mit "anderen neuen Impulsen" kompensieren. "In dem Einkaufscenter gibt es zu viel Konkurrenz." Und während sich Thalia zunehmend branchenfremde Ware holt, macht Morawa weiter 90 Prozent des Geschäfts mit Büchern.

Tyrolias 22 Filialen bringen gut 26 Millionen Euro Umsatz. Renk: "2011 war für uns ein gutes Jahr. Wir haben keinen Druck, etwas zu ändern." Allein bei der Expansion agiere man vorsichtig. Tyrolia ist zuletzt vor allem durch Übernahmen gewachsen. Ein Gefahr durch das E-Book sieht Renk nicht. "Das Berufsbild der Buchhändler wird sich ändern, aber darin liegen viele Chancen." Das Volumen an verfügbaren Titeln werde durch elektronische Bücher explodieren. Die Kunden brauchten daher gute Ansprechpartner, die sie berieten.

Gedruckte Bücher vergleicht er angesichts ihrer Kurzlebigkeit mit Lebensmitteln. Gut ein halbes Jahr nach Erscheinen rede keiner mehr von ihnen, nach zwei Jahren würden sie aufgrund hoher Lagerkosten verramscht und seien bald vergriffen. Durch E-Books werde die Branche künftig eine enorme Titelvielfalt bieten können.  (Verena Kainrath  / DER STANDARD, Printausgabe, 13.1.2012)