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Väter in Karenz: Von den Arbeitgebern kommt wenig Verständnis.

Foto: APA/Werner Krug

Laut einer aktuellen EU-weiten Erhebung zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht nur jeder - aber immerhin - 15. Vater in Karenz. Die Zahl der Männer, die ihr Berufsleben eine Zeit lang unterbrechen, wächst nur schleppend, derzeit beträgt der Anstieg lediglich rund zwei Prozent. Einer der Gründe: Auch die Männer erfahren Diskriminierung, wenn sie sich für die Kindererziehung entscheiden.

"Keine Karrierechance mehr"

Väter würden nämlich zunehmend vom Arbeitgeber diskriminiert, wenn sie ankündigen, in Babykarenz zu gehen, berichtet orf.at und zitiert Bernadette Pöcheim, Leiterin des Referats für Frauen und Gleichstellung in der Arbeiterkammer Steiermark: "Sehr oft wird ihnen gleich vom Arbeitgeber gesagt, dass sie in Zukunft keine Karrierechance in der Firma mehr haben, und oft sind sie auch von einem Mobbing betroffen. Auch wird das Dienstverhältnis infolge der Inanspruchnahme des Karenzurlaubs sogar aufgelöst." Und das, obwohl die Dauer der Väterkarenz durchschnittlich relativ kurz ausfällt: Mehr als 70 Prozent dieser Männer pausierten in der Vergangenheit weniger als ein halbes Jahr - so kurz beim Kind blieb gerade einmal jede 20. Frau, informiert die AK Steiermark. Durchschnittlich kämen Väter auf zwei Monate.

"Rund die Hälfte aller Männer, die zu mir in die Beratung kommen, werden in irgendeiner Form diskriminiert", so Pöcheim im Gespräch mit derStandard.at/Karriere. Das geschehe häufig schon während der Schwangerschaft der Frau, wenn der Mann sein Vorhaben dem Arbeitgeber mitteile. Besonders schwer hätten es die Mitarbeiter in der Privatwirtschaft.

Rechtsmittel wenig in Anspruch genommen

Aber nur wenige Männer wehren sich: Trotz rechtlicher Mittel gegen Kündigung und Diskriminierung stellten laut AK nur wenige einen Antrag bei der Gleichbehandlungskommission oder gingen vor Gericht. Und das, obwohl vor allem sehr gut qualifizierte Männer Karenzurlaub in Anspruch nähmen, und das meist im städtischen Bereich.

Appell an die Firmen

"Eine gute Firma muss zwei Monate Abwesenheit eines Mitarbeiters aushalten können", sagt Pöcheim, zumal viele Väter, die zu ihr kämen, Techniker seien. Im Technikbereich könne man Projekte besonders gut planen und die meisten Arbeitnehmer seien gerne bereit - auch bei der zeitlichen Planung - Rücksicht auf die Auftragssituation nehmen. (red, derStandard.at, 13.1.2012)