Athen - In Griechenland trauen immer weniger Wähler Ministerpräsident Lucas Papademos zu, das Land aus der Krise zu führen. Das ergab eine repräsentative Umfrage, die die Athener Zeitung "Kathimerini" am Sonntag veröffentlichte. Hintergrund ist die andauernde dramatische Schuldenkrise. Auch die Sozialisten, die bis November 2011 regierten, brachen in der Gunst der Wähler ein. Jedoch werde es den Konservativen im Falle von vorgezogenen Wahlen ebenfalls nicht gelingen, alleine das Land zu regieren.

62 Prozent der Befragten trauen dem parteilosen Papademos nicht zu, das Land aus der Krise führen zu können. Der Anteil hat sich binnen zwei Monaten fast verdoppelt. Vergangenen November zweifelten lediglich 35 Prozent daran. 91 Prozent der Befragten äußerten sich insgesamt "unzufrieden" mit der Arbeit der Regierung des Finanzexperten.

Papademos' Regierung wird von den Sozialisten, den Konservativen und einer kleinen rechtsgerichteten Partei unterstützt. Sie soll das Land nur wenige Monate führen, bis der geplante Schuldenschnitt in Höhe von 50 Prozent der griechischen Staatsanleihen und das neue Hilfsprogramm in Höhe von 130 Milliarden Euro unter Dach und Fach sind.

Für die Sozialisten ergab die Umfrage einen radikalen Einbruch. Sie erhielten - sollte es kommenden Sonntag Wahlen geben - nur 14 Prozent (2009: 44 Prozent). Den Konservativen ihrerseits würde es nicht gelingen, alleine eine Regierung zu bilden. Sie kämen auf 30,5 Prozent (2009: 34 Prozent). Dagegen erhielten die Kommunistische Partei und andere, untereinander zerstrittene linke Oppositionsparteien zusammen gut 38 Prozent. Die beiden großen Parteien wären dann auf einen oder mehrere Koalitionspartner angewiesen.

Die Umfrage führte das Meinungsforschungsinstitut Public Issue. Insgesamt wurden 1018 Menschen befragt. Das Ergebnis gilt jedoch als eine Momentaufnahme mitten in der Krise, die nicht das klare Bild der Absichten der Wähler wiedergebe: 32,5 Prozent der Befragten wollten sich nicht äußern, wem sie ihre Stimme geben würden. (APA)