In den letzten 150 Jahren hat die Menschheit 45 Lebensjahre dazubekommen. Der Anteil der Älteren in der Gesellschaft nimmt kontinuierlich zu. Im Durchschnitt dauert die nachberufliche Phase 30 Jahre. Die Europäische Kommission hat daher 2012 zum Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen erklärt. Mit einem vielfältigen Programm wird der Schwerpunkt in Österreich umgesetzt. "Aktives Altern bedeutet aber weitaus mehr, als länger arbeitsfähig zu sein", sagt Elisa Zechner, nationale Koordinatorin des Europäischen Jahres im Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz. Daher wurde auch während der Konzeptionsphase das Thema um die Solidarität der Generationen erweitert. Zum einen, weil aktives Altern alle betreffe. "Denn der gesundheitliche Zustand im Alter beispielsweise wird ja über die gesamten Lebensjahre angesammelt", sagt Zechner.

Und mit aktivem Altern sollen nicht nur Fitte und geistig Aktive angesprochen werden. Es gehe dabei auch darum, in Würde zu altern, fügt Zechner an. Auch Pflegebedürftige sind die Zielgruppe. Konkret bedeute das, dass auch die Rahmenbedingungen der Pflege ein Bereich sei, der während des Europäischen Jahres zum Thema wird und wie angewandte Pflegewissenschaft integriert werden könne. "Durch dieses Jahr soll ein neuer Blick auf das Altern geworfen werden", sagt Zechner.

Insgesamt sind 65 Organisationen im Nationalen Lenkungsausschuss, der das österreichische Arbeitsprogramm aktiv mitgestaltet hat, vertreten - von Institutionen der öffentlichen Verwaltung und Sozialpartnerorganisationen über Dachorganisationen von Bildung und Altenbetreuung bis hin zu Forschungseinrichtungen.

"Das Thema des aktiven Alterns ist nicht ganz neu", sagt Zechner. Das wichtigste Ziel sei aber, in diesem Jahr eine möglichst breite Öffentlichkeit dafür zu sensibilisieren. Durch Konferenzen, Fachtagungen und Informations- und Aufklärungskampagnen soll so ein starker Impuls für die weiteren Jahre gegeben werden.

Am 29. Februar findet in Graz die nationale Auftaktveranstaltung zum Europäischen Jahr statt. Weitere Höhepunkte werden der internationale Tag der Generationensolidarität am 29. April, die Sozialpartner-Konferenz "Aktiv Altern" im Mai sowie die Unece-(United Nations Economic Commission for Europe)-Ministerkonferenz und das NGO-und Wissenschaftsforum, beide im September in Wien, sein, bei denen das Alternsthema von allen Seiten beleuchtet wird. "Es gibt eine Fülle von Veranstaltungen. Die tatsächlichen Highlights werden vermutlich erst im Nachhinein erkennbar sein", ergänzt Zechner.

Damit das Thema für alle greifbar wird, werden auf der Website www.aktivesaltern2012.at regelmäßig persönliche Erfahrungen mit dem Älterwerden, dem Aktivbleiben und dem, was Generationen voneinander lernen können, veröffentlicht.

Zusätzliche finanzielle Mittel werden für das Schwerpunktjahr sowohl von der Kommission als auch von der öffentlichen Hand nicht zur Verfügung gestellt. "Denn es gibt diese Förderprogramme schon", sagt Zechner und nennt als Beispiel Grundtvig, das europäische Programm für lebenslanges Lernen. Vielmehr gehe es darum, bestehende Fördermöglichkeiten besser auszuschöpfen und die verschiedenen Projekte und Initiativen besser zu vernetzen. Im Rahmen der Projektfinanzierung des Ministeriums werden die Mittel unter dem Aspekt des aktiven Alterns vergeben. (Gudrun Ostermann/DER STANDARD; Printausgabe, 14./15.1.2012)