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Ein Baby-Fingertier. Ausgewachsen sieht es dann so aus:

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Hanover, New Hampshire - Klopft in den Wäldern Madagaskars etwas auf der Suche nach Insekten an einem Baumstamm herum, dann ist das kein Specht, sondern ein Primat. Das inklusive Schwanz knapp einen Meter lange Aye-Aye (Daubentonia madagascariensis) ist der größte nachtaktive Primat der Welt und bei seiner Nahrung nicht wählerisch: Früchte und Pilze stehen ebenso auf seinem Speisezettel wie Insektenlarven. Um an diese heranzugelangen, hat das Aye-Aye einige körperliche Anpassungen entwickelt, die ihm den deutschen Namen Fingertier eingebracht haben.

Der Mittelfinger der Vorderpfoten ist extrem lang und flexibel und im Verhältnis nur halb so dick wie die übrigen Finger. Als Resultat hat das Aye-Aye eine Art Multifunktionsorgan erhalten, das sich zum Lausen ebenso gut eignet wie dazu, Wasser und Nektar schnell in sein Maul zu befördern. Und auf der Insektenjagd kommt der Finger gleich zweifach zum Einsatz: Erst klopft das Aye-Aye damit Baumstämme auf mögliche Hohlräume ab, in denen sich Larven aufhalten könnten. Ist es fündig geworden, bricht es die Rinde auf und angelt mit dem Finger nach seiner Beute.

On-Off

Ein weiteres Detail haben nun die Untersuchungen von Forschern der Dartmouth University in New Hampshire ans Licht gebracht: Auf Wärmebildern konnten sie feststellen, dass das Aye-Aye sein wichtigstes Instrument vor der Jagd um bis zu sechs Grad aufheizt. Der äußerst vibrationsempfindliche Finger muss gut durchblutet sein, um seine gewünschte Aufgabe zu erfüllen - die Frage ist also eher, warum er zu anderen Zeiten deutlich kühler ist als die anderen Finger. Eine simple Frage der Physik, wie Gillian Moritz aus dem Forschungsteam gegenüber der BBC erklärt: Durch seine Form hat der Mittelfinger im Verhältnis zu seinem Volumen eine hohe Oberfläche und strahlt daher viel Wärme ab - eine energieintensive Angelegenheit. Und deshalb wird der Finger auf "Sparflamme" gesetzt, wenn er nicht gebraucht wird.

Wie das Aye-Aye die Temperatur reguliert, können die Forscher in ihrer in der Fachzeitschrift "International Journal of Primatology" vorgestellten Studie vorerst nur vermuten. Entweder geschieht es durch Ausdehnen bzw. Zusammenziehen der Blutgefäße in dem Finger. Oder es steckt ein ungewöhnlicherer Mechanismus dahinter, der damit zusammenhängt, dass der verletzungsanfällige Finger oft nach hinten geklappt wird, wenn er gerade nicht gebraucht wird. Möglicherweise wird dadurch die Arterie, die den Mittelfinger versorgt, zusammengedrückt. Ähnlich wie bei einem geknickten Gartenschlauch würde dann eine geringere Blutmenge in den Finger fließen können, wodurch dessen Temperatur sinkt. (red)