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Foto: APA/Fohringer

Österreichs derzeit noch höchster Wolkenkratzer, der Millennium Tower in Wien-Brigittenau, bekommt im 13. Jahr seines Bestehens einen neuen, ungewohnten Mieter: Die österreichische "Harry's Home Holding AG" wird ab September auf fünf Etagen des 202 Meter hohen und bisher rein als Büroobjekt genutzten Gebäudes ein Hotel betreiben. Außerdem wurde das Hochhaus von der Österreichischen Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) als "Blue Building" ausgezeichnet.

Konkret wurde der Immobilie von der ÖGNI eine Auszeichnung in Silber verliehen. Im Beurteilungskatalog der ÖGNI schnitt die Immobilie dabei mit einem Prozentsatz von 76,1 Prozent "deutlich besser ab als vergleichbare Neubauten", und die Zertifizierung zeige, "dass Nachhaltigkeit auch im Bestand möglich ist", sagte ÖGNI-Präsident Philipp Kaufmann am Dienstag auf einem Pressegespräch.

Vom Eigentümer des Millennium Towers, dem Immobilienfonds der Hamburger MPC Capital, wurde in den letzten beiden Jahren ein "mittlerer einstelliger Millionenbetrag" in die Modernisierung und Optimierung des Gebäudes investiert, erklärte Gerald Liebscher, Geschäftsführer des Millennium Towers und der Millennium City. "Die Maßnahmen zur Energieoptimierung und Nachhaltigkeit wirken sich für die Mieter im Haus zudem positiv auf die Kostenstruktur aus und ermöglichen konstant niedrige Betriebskosten."

Tower mit 80 Prozent Vermietungsgrad

Der Vermietungsgrad des Millennium Towers beträgt derzeit 80 Prozent, im Bereich Shopping ist die Millennium City voll vermietet. Aldert Lobik, Leiter der Immobilienfonds der MPC Capital AG, zeigte sich froh darüber, schon wenige Monate nach dem Auszug der Firma Xerox neue Mieter im Turm zu haben.

Das Economy Hotel "Harry's Home" wird in den Stockwerken vier bis acht einziehen und über 97 Studios und Appartments verfügen. Die Preise beginnen bei 69 Euro pro Nacht und werden mit der Dauer des Aufenthalts günstiger, Gründer und Geschäftsführer Harald Ultsch nimmt nämlich auch "Wohnen auf Zeit"-Publikum ins Visier. Wer einen ganzen Monat oder länger bleibt, zahlt nur noch 45 Euro pro Nacht. Zusatzangebote wie Frühstücksbuffet oder tägliche Reinigung gibt es gegen Aufpreis.

"Die perfekte Infrastruktur und die ideale Verkehrsanbindung mit eigenem Bahnhof und kurzen Wegen zum Flughafen sind die ideale Umgebung für unser Haus, das sich auf die Bedürfnisse des modernen Reisenden konzentriert", so Ultsch am Dienstag. Er geht von einem weiter steigenden Zimmerbedarf im mittleren Preissegment in der Bundeshauptstadt aus. Die Wiener Herberge ist nach den Standorten in Graz, Linz und Dornbirn das vierte Haus der erst 2006 gegründeten Innsbrucker Hotelkette. 

Erbaut 1999

Die Millennium City wurde 1999 von den Architekten Gustav Peichl, Boris Podrecca und Rudolf F. Weber laut Unternehmensangaben als erstes Town-in-Town-Konzept Österreichs errichtet, das Büro- und Wohnflächen mit einem Shopping- und Entertainmentbereich kombiniert. Die Verkaufsfläche des Einkaufscenters umfasst 50.000 Quadratmeter, auf ihr befinden sich mehr als 100 Geschäfte, Gastronomie- und Unterhaltungsangebote, ein Fitness-Center sowie eine Diskothek.

Der Millennium Tower ist mit 202 Metern das höchste Gebäude Österreichs - allerdings voraussichtlich nur bis zum nächsten Jahr: Dann sollte nämlich der "DC Tower 1" mit 220 Metern diesen Rang einnehmen.

"Geschichte der Irrtümer"

Für Heiterkeit sorgte der Brigittenauer SPÖ-Gemeinderat Erich Valentin auf der Pressekonferenz: Dass der Millennium Tower nämlich stolze 202 Meter hoch geworden sei, verdanke man "einer Geschichte der Irrtümer", führte Valentin aus.

Ursprünglich wäre auf dem Areal laut dem geltenden Flächenwidmungsplan nur eine Bauhöhe von 108 Metern zulässig gewesen. Nach einem entsprechenden Antrag des Bauunternehmers Georg Stumpf wurde dann aber doch ein Hochhaus mit 140 Metern Höhe genehmigt, das Einkaufszentrum sollte laut Widmung nicht mehr als 10.000 Quadratmeter bekommen.

Diese beiden Auflagen wurden allerdings nicht eingehalten: Der Turm wurde 171 Meter hoch, mit den Antennenaufbauten sogar 202 Meter. Die "Shopping Mall" ist heute fünfmal so groß wie beantragt. Die geschaffenen Fakten wurden später durch Ausnahmebewilligungen legalisiert. Dass es schlussendlich "ein wenig höher" geworden ist, habe dem Gebäude "gut getan", sagte Valentin am Dienstag.

2003 wurde die Millennium City, deren Errichtung Stumpf 145 Millionen Euro gekostet hatte, für 360 Millionen Euro an die MPC Capital AG verkauft. (Martin Putschögl, derStandard.at, 17.1.2012)