Am 22. Jänner 2002 fand man Franz Innerhofer tot in seiner Grazer Wohnung. Der Schriftsteller hatte sich einige Tage zuvor das Leben genommen. Für den deutschen Autor Hans Christoph Buch ein Beleg dafür, dass der Literaturbetrieb notfalls über Leichen geht, wenn ein Schriftsteller nicht mehr auf dem Markt vermittelbar ist. Im Fall Innerhofers auch ein Abbild eines seiner literarischen Themen: Sozialer Aufstieg durch Bildung ist eine Illusion, die nur Entfremdung produziert. Innerhofers dritter Roman Die großen Wörter (1977) handelt davon, drei Jahre zuvor erschien sein Debüt Schöne Tage, mit dem sich der 1944 in Krimml geborene uneheliche Sohn einer Landarbeiterin einen Fixplatz in der Literaturgeschichte sicherte.

Der Pinzgauer kannte die autoritäre Gesellschaft aus eigenem Erleben, seine Schilderung von Leibeigenschaft und Ausbeutung, von Ohnmächtigkeit in einer harten bäuerlichen Lebenswelt war starker Tobak, der nicht zum Bild einer heilen und touristisch vermarktbaren Welt passen wollte. 1981 verfilmte der Freistädter Fritz Lehner Schöne Tage mit Laienschauspielern als beeindruckendes Beispiel des Subgenres Neuer Heimatfilm. Schöne Tage läuft im heutigen Filmclub-Spezial auf der großen Leinwand, danach folgen die Präsentationen der Neuauflage des Romans im Residenz-Verlag und eines neuen Porträthefts der Literaturzeitschrift Salz mit Annäherungen - u. a. von Erwin Einzinger, Karl Müller und Margit Schreiner. Weiters unterhalten sich der Germanist Manfred Mittermayer und Günther Eisenhuber vom Residenz-Verlag über Innerhofer, sein Werk und dessen Rezeption. (dog, DER STANDARD - Printausgabe, 18. Jänner 2012)