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Die heimische IT-Welt stand heuer spätestens seit dem Sommer im Bann der Netzaktivisten von Anonymous. GIS, Tiroler Gebietskrankenkasse und politische Parteien waren die prominentesten Opfer. Neben der Empörung über die Angriffe war eine weitere Reaktion eine intensive Diskussion darüber, wie viele Daten der Bürger gespeichert und vor allem wie sicher diese vor unerwünschten Zugriffen sind. "Anonymous" ist ein Label, unter dem Aktivisten weltweit auftreten.

Foto: Reuters

Die behördliche Verfolgung der Aktivisten von "Anonymous Österreich" (AnonAustria) treibt seltsame Blüten. Dies belegt ein Mailverkehr zwischen dem Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) und "Informanten", die "nicht viel länger tatenlos zusehen wollen, wie ein Haufen halbwüchsiger, angeführt von einem Egomanen, das Ansehen Österreichs in den Dreck zieht!".

Abgefangen

Dieser Mailwechsel wurden von AnonAustria nach eigenen Angaben "abgefangen" und im Netz veröffentlicht.

Echtheit bestätigt

Der Verfassungsschutz bestätigte gegenüber dem WebStandard die Echtheit der E-Mails. Das Ziel sei gewesen, Informationen zu sammeln, was eine der Grundaufgaben des Verfassungsschutzes sei. Zu welchen Schlüssen man bei der Auswertung der Informationen gekommen ist, konnte man nicht sagen.

"The_Dude"und die "Frauen"

Die Informanten treten als "die Anderen" bzw. "JuanXavier" auf und lieferten den Verfassungsschützern reichlich krude Informationen. So soll sich der Chef von AnonAustria in IRC-Chats "The_Dude" nennen und eine "große Schwäche" haben: "Frauen". Dementsprechend soll er Nacktfotos tauschen und sexuelle Kontakte suchen.

Interesse

Die Beamten des Verfassungsschutzes können mit derartigen Informationen zwar nicht wirklich viel anfangen, zeigen aber Interesse, sich mit den "Informanten" zu treffen. "Ich würde mich freuen, weiter mit ihnen konstruktiven oder auch nur informativen Kontakt zu halten, bzw. wenn notwendig mich persönlich oder telefonisch mit ihnen zu einem ausführlichen Gespräch zu treffen", heißt es in der Antwort der Behörde.

Kein Anführer und keine sexuellen Kontakte via IRC

AnonAustria zeigt sich verwundert darüber, dass die Verfassungsschützer offensichtlich Interesse an dem Wissen des Informanten zeigen, obwohl es dich "hierbei offensichtlich um einen Kriminellen handelt, der aus niederen persönlichen Motiven handelt und dessen Glaubwürdigkeit somit doch stark anzuzweifeln ist".

Ergänzend betont AnonAustria, dass man "keine Anführer" habe und keine sexuellen Kontakte im IRC suche bzw. Nackt- oder sonstige Fotos tausche. (sum)

Update 15.50 Uhr: In einem Mail an den WebStandard betonen "die Anderen", dass das Mail nicht aus ihren Reihen stamme.

Update 20. Jänner: Zur Richtigstellung des Sachverhalts "AnonAustria fängt Verfassungsschutz-Mails ab" (derstandard. at. 19.1.2012) hat die Pädagogische Hochschule Kärnten bekanntgegeben, dass es im Dezember 2011 zu einem widerrechtlichen Zugriff auf Mailkonten von mindestens zwei Mitarbeitern der PH Kärnten gekommen sei, wobei unbekannte Tätern von einem E-Mail-Account aus missbräuchlich ein E-Mail versandt hätten. Der Sachverhalt sei am 20. Dezember zur Anzeige gebracht worden, die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen.