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Ein Polizist vor dem Juweliergeschäft in der Wiener Innenstadt.

Foto: APA/Herbert Neubauer

Wien - Die Suche nach den Räubern, die Mittwochmittag den Nobeljuwelier Kornmesser in der Wiener City überfallen haben, gehen weiter. Der Leiter der Abteilung Ermittlungen, Allgemeine und Organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt (BK), Ernst Geiger, ist sich sicher, dass die Räuber mit dem Überfall auf den Nobeljuwelier Kornmesser in der Wiener City von jemanden beauftragt wurden. "Das war eine klassische Auftragstat", sagte der Kriminalist am Donnerstag. Geiger vermutet, dass bereits drei Überfälle in Wien auf das Konto dieser höchst professionell agierenden Gruppierung gehen.

Die Täter gehen stets auf die gleiche Weise vor: Sie gehen unmaskiert in das Schmuckgeschäft, geben sich als Kunden aus, um dann die Angestellten zu attackieren. Sie zertrümmern Vitrinen, um schnell an ihre wertvolle Beute zu kommen, oder plündern den Tresor. Ein Dritter steht mit einem Funkgerät in der Nähe des Lokals Schmiere.

Die ersten dergleichen Überfälle erfolgten im vergangenen Herbst. Am 14. September kamen zwei unmaskierte Männer in ein Antiquitätengeschäft in der Stallburggasse. Sie zerrten die anwesenden Frauen - eine Kundin und die Besitzerin des Geschäftes - in einen Nebenraum. Dabei gingen sie so gewalttätig vor, dass ihre Opfer Prellungen und Hämatome erlitten. Während einer der Männer die Frauen mit einer Waffe in Schach hielt, leerte der andere eine Schmuckvitrine.

"Sicher, nicht erkannt zu werden"

Am 27. September erfolgte der nächste Coup auf die Galerie Rauhenstein in der Seilergasse. Zwei Männer betraten den Verkaufsraum und ließen sich von der Angestellten Eheringe zeigen. Als keine weiteren Kunden mehr im Geschäft waren, packte einer der Täter die Frau und zwang sie mit vorgehaltener Pistole den Tresor zu öffnen, der aber bereits offen stand. Die beiden Männer raubten daraus Schmuck und suchten das Weite.

Ähnlich die Vorgehensweise beim Überfall auf den Juwelier Kornmesser am Mittwoch: Zwei unbekannte Täter betraten kurz vor 12.00 Uhr den Verkaufsraum, gaben sich zunächst als Kunden aus und erbeuteten anschließend wertvolle Einzelstücke aus den Vitrinen sowie den Inhalt des Tresors. Der 19-jährige Neffe des Geschäftsinhabers wurde dabei niedergeschlagen und gefesselt.

Ernst Geiger sieht in diesen drei Überfällen eine Verbindung. "Meist kommen zwei Unmaskierte mit Schusswaffen in die Geschäfte, um nicht gleich als Juwelierräuber aufzufallen. Sie sind sich sicher, nicht erkannt zu werden", beschreibt der Kriminalist das Muster. Die Aufgabe des dritten Täters, ist es anscheinend, seine Komplizen zu warnen. Die Beute werde "weit weg von uns auf irgendwelchen Märkten" verkauft. "Sie wird sicher nicht bei einem österreichischen Hehler umgesetzt." Woher die Tätergruppe kommt, ist noch unklar.

Kleines Beutevolumen, großer Wert

Eine ähnlich professionelle Vorgehensweise legte die berüchtigte "Pink Panther-Bande" an den Tag. Ob die jetzige Gruppierung den in ganz Europa agierenden "Pink Panthers" angehöre, sei noch Gegenstand von Ermittlungen. Die aus dem Balkanraum stammende Bande ging ebenfalls gut organisiert vor. Zunächst kundschafteten sie die Geschäfte aus, für die Flucht wurden die Ausgänge blockiert und Fahrzeuge bereitgestellt. Die "Pink Panthers" waren 2011 auch in Österreich aktiv, die Coups teilweise aufgeklärt. "Es ist eine weit verzweigte Gruppierung und sowohl die Auftraggeber als auch die Abnehmer sind nicht bekannt", sagte Geiger.

Juwelen seien etwas Begehrtes und locken Kriminelle an. "Schmuck hat ein kleines Beutevolumen, aber einen großen Wert. Und man kann ihn meist leicht absetzen." 2010 gab es österreichweit 16 Raubüberfälle auf Juweliere, im Jahr 2011 waren es bereits 19 Coups. Etwa zwei Drittel der Überfälle werden in Wien verübt, die Hälfte der Taten ist geklärt. Die Räuber kommen hauptsächlich aus Serbien, Tschechien, Ungarn und Moldawien.

"Einen 110-prozentigen Schutz für Juweliere gibt es nicht", meinte Geiger. Den höchsten Schutz erreicht man nur durch einen ständigen Sicherheitsdienst. Juwelier Kornmesser hatte zwei Securitydienste beauftragt. Ein Sicherheitsmann steht stündlich ein paar Minuten vor dem Geschäft, ein zweiter ist beim Auf- und Zusperren dabei. Das dürften die Täter gewusst und ausgenutzt haben. (APA)