Wien - 2011 haben sich die Immobilien in wichtigen osteuropäischen Ländern besser entwickelt als erwartet und auch heuer werden sich Russland, Polen und Rumänien von Westeuropa abkoppeln können, sagte CBRE Österreich/CEE-Geschäftsführer Andreas Ridder am Montag.

Schon im vergangenen Jahr habe unter den Investoren eine "Flucht in die Qualität" eingesetzt, die auch Investitionen in als sicher gesehene Sektoren in risikoarmen osteuropäischen Ländern umfasst habe. Als Beispiel dafür sieht man bei CRBE "gute Einkaufszentren in guten osteuropäischen Märkten".

Russland wieder attraktiver

In Westeuropa seien 2011 Deutschland, Schweden, Frankreich und Großbritannien (London) nachgefragt gewesen, in Osteuropa würden "Polen und Tschechien als stabile und sichere Länder gesehen". Russland sei vor allem gegen Jahresende wieder stark ins Zentrum des Interesses der Immobilieninvestoren zurückgekehrt. Ein Hauptgrund für die Attraktivität der Region sei die - im Vergleich mit Westeuropa - "relativ geringe Verschuldung Osteuropas".

Bei osteuropäischen Immobilien gebe es noch eine gute Verzinsung, "der Abstand zwischen deutschen Bundesanleihen und osteuropäischen Renditen (Durchschnitt über alle Länder, Anm.) belief sich 2007 auf einen Prozentpunkt, heute liegt er bei 4,75 Prozentpunkten", sagte Ridder. "Es gibt in Osteuropa gewisse Risiken, aber die werden gut entlohnt."

Investitionen gestiegen

Ein starkes viertes Quartal hat das gesamteuropäische Investmentvolumen 2011 auf ca. 115 Mrd. Euro ansteigen lassen, was einem Plus von vier Prozent gegenüber 2010 entspricht. In Osteuropa wurden 2011 11,2 Mrd. Euro investiert, fast doppelt so viel wie 2010. Dies entspricht rund 10 Prozent aller europäischen Investments in den Sektor. Zum Vergleich: 2007 betrug dieser Anteil nur etwa 6 Prozent. Wegen des Europolis-Kaufes durch die CA Immo haben österreichische Investoren im vergangenen Jahr rund 20 Prozent der Osteuropa-Investitionen in Immobilien getätigt - gleich viel wie deutsche Financiers.

Die Gründe, warum sich 2012 Russland, Polen (Warschau) und Rumänien (Bukarest) von der westeuropäischen Konjunktur abkoppeln würden, seien unterschiedlicher Natur, erläuterte Ridder: In Russland gäben hohe Öl-Erlöse Grund zur Hoffnung, Polen habe sich schon vor drei Jahren als konjunkturresistent erwiesen und Rumänien weise eine vergleichsweise geringe wirtschaftliche Verflechtung mit Westeuropa auf.

Wiener Büromarkt: Neuangebot explodiert

Die Nachfrage auf dem Wiener Büromarkt werde heuer weiterhin auf Krisenniveau stagnieren, so Ridder. Das Angebot, das heuer neu auf den Markt komme sei dagegen "bemerkenswert". CBRE rechnet mit zusätzlichen 304.000 Quadratmetern Bürofläche (neu und generalsaniert) - das ist mehr als im Boomjahr 2007 (296.000 Quadratmeter). Gleichzeitig wird eine Neuvermietung von 260.000 Quadratmetern erwartet - weniger als im Krisenjahr 2009.

Die Leerstände werden deshalb heuer und voraussichtlich auch nächstes Jahr steigen. "Die Unternehmen warten derzeit lieber ab, ob sich die wirtschaftlich angespannte Lage wieder verbessert."

Bereits das Vorjahr, als die österreichische Wirtschaft kräftig um real 3,2 Prozent gewachsen war, ist laut CBRE ein "relativ schwieriges Jahr" mit um 5,5 Prozent rückläufiger Vermietung gewesen. Der Wiener Büro-Leerstand soll 2012 von einem - im internationalen Vergleich relativ "niedrigen Niveau" - auf 6,5 (6,1) Prozent steigen. 2012 werden die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen deutlich schlechter, das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) rechnet mit nur 0,4 Prozent Wachstum und einzelnen negativen Qartalen.

Erwarteter Boom findet (noch) nicht statt

"Es scheint, als ob sich die Boomjahre 2012/13, auf die sich antizyklische Investoren vor ein bis zwei Jahren antizyklisch eingestellt haben, nicht eintreffen", bemerkte Ridder mit Blick auf die üppigen Neuflächen. Nach Einschätzung von CBRE wird dieser Trend (auch bei den Leerständen) im Folgejahr weitergehen, "erst für 2014/15 rechnen wir nicht mehr mit großen Fertigstellungen". Für Spitzenimmobilien in der inneren Stadt rechnet CBRE mit "stagnierenden" Renditen bei 5,2 Prozent, "der Duck auf Eigentümer in durchschnittlichen Lagen steigt".

Der Investmentmarkt ist im vergangenen Jahr um sieben Prozent auf 1,7 Mrd. Euro gestiegen und soll auch heuer wieder zwischen 1,6 und 1,7 Mrd. Euro liegen. 2011 ist ein guter Anteil der Österreichinvestitionen (24 Prozent) in Hotelprojekte geflossen, 27 Prozent in Büros. 2010 war noch fast die Hälfte der Summe in Büroraum geflossen. (APA)