Wien - In Moskau waren bereits im November entsprechende Gerüchte kursiert. Mit der nun recht kurzfristigen Einberufung einer Pressekonferenz für heute, Mittwoch, die von einer "neuen Partnerschaft" künden soll, besteht jetzt Gewissheit: Die Viennafair, die im Besitz des britischen-niederländischen Messegiganten Reed Exhibitions steht, wird mehrheitlich von russischen Investoren übernommen. Zusätzlich zu den Geldgebern aus dem Osten, so eine mit dem Verlauf der Verhandlungen vertraute Quelle, werde sich aber auch ein österreichisches Konsortium in jene neue Betriebsgesellschaft einbringen, die von Reed die Lizenz an der Wiener Kunstmesse übernimmt.

Als Kopf der Ost-Investoren gilt der Moskauer Sergej Skaterschtschikow, ein 39-jähriger Investmentspezialist mit Österreich-Affinität: In den späten Neunzigern hatte Skaterschtschikow für die Creditanstalt in Wien gearbeitet, später führte ihn sein Interesse am Kunstmarkt nach New York, wo er mit der Kunstzeitschrift Art in America kooperierte.

In Wien will sich der Russe um die finanziellen Rahmenbedingungen kümmern, die Rede ist auch davon, die strategische Lage der Stadt zu benützen, um in einer aggressiveren Weise die Kulturindustrie in Südost- und Osteuropa zu entwickeln.

Beobachter gehen davon aus, dass sich die Programmpolitik der Messe zunächst nicht maßgeblich verändern wird. Insbesondere da Georg Schöllhammer und Hedwig Saxenhuber, seit 2011 künstlerische Leiter, die zuletzt auf einen Mix aus Markt und engagierten Off-Programmen gesetzt hatten, weiterhin im Amt verbleiben. Auf Nachfrage verwies das Duo auf die Pressekonferenz.

Auch der Hauptsponsor Erste Group, so bestätigt eine Vertreterin der Bank, bleibt höchstwahrscheinlich erhalten. Eine Veränderung war allerdings schon zuvor festgestanden: Um Kollisionen mit der New Yorker Kunstmesse Frieze zu vermeiden, findet die Viennafair künftig im September statt - gleichzeitig übrigens, Ironie der Geschichte, mit der Art Moscow. (Herwig G. Höller, DER STANDARD/Printausgabe 25.1.2012)