Anton Schlecker macht gerne auf billig. Der deutsche Milliardär hat sein Drogerie-Imperium auf Dumping- löhnen aufgebaut. In schmuddeligen Filialen legte er die Preislatte tief. Sozialstandards folgte er mit Widerwillen, Mitarbeiter fanden sich stattdessen oft einer Bespitzelung ausgesetzt, die an Sittenwidrigkeit nicht zu überbieten war. Zieht sich Schlecker angesichts der drohenden Pleite jetzt erneut billig aus der Affäre, ist die Wirtschaftsposse an Ungeheuerlichkeit nicht mehr zu überbieten.

Der Konzern ist dabei, sich mit dem Insolvenzverfahren geschickt unzähliger Lasten zu entledigen. Jene, die ihm etwa die Gewerkschaft aufbürdet: Keine Rede wird künftig mehr von gesicherten Arbeitsplätzen und höheren Gehältern sein. Für Schlecker kommt es noch besser: Der Staat zahlt in den kommenden drei Monaten die Löhne. Und geht die geplante Selbstverwaltung durch, dürfen die Chefs der Gruppe künftig auch noch munter selber weiterwerken.

Dass das System Schlecker scheiterte, ist Genugtuung für all jene, die ohne Größenwahn und Ausbeutung reüssieren. Gewonnen ist damit wenig, der Fall von Schlecker bringt nur Verlierer: Steuerzahler, die den Schaden ausbaden. Die Industrie, die einen großen Kunden verliert. Konsumenten, die noch weniger Anbietervielfalt vorfinden - vor allem aber bleiben die Mitarbeiter auf der Strecke. Anton Schlecker hat die Verantwortung. Und das notwendige Privatvermögen, um ihr gerecht zu werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 25.1.2012)