Düringer, Ex-Amtsleiter der MA 2412 (links): "Der Beamte ist vom Staat abhängig - und wird das System am Leben erhalten."

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STANDARD: Sie haben in der Sitcom "MA 2412" einen Paradebeamten, den Ingenieur Breitfuß, gespielt. Haben sich viele Beamte beschwert?

Düringer: Ich glaube nicht, aber das war auch nie der Ansatz. Es ging darum, Menschen am Arbeitsplatz zu zeigen, die miteinander müssen, aber nicht miteinander können. Dass es ein Amt wurde, hat sich eher so ergeben. Das Ganze hätte auch funktioniert, wenn es in einer großen Versicherung gespielt hätte. Oder in einem staatsnahen Betrieb. Oder im ORF.

STANDARD: Sie selbst glänzten in der Rolle aber mit notorischer Unzuständigkeit. Wie schlimm sind die Beamten wirklich?

Düringer: Ich habe immer große Probleme damit, wenn jemand sagt: "Die Beamten - sind die schlimm!" "Die Beamten" gibt es nicht, das sind genauso Lehrer wie Leute im Gesundheitswesen. Ich habe die Erfahrung gemacht: Es gibt freundliche Beamte und unfreundliche Beamte und vielleicht noch die, die nur freundlich sind, weil ich der Herr Düringer bin.

STANDARD: Warum gibt es dann so viele Beamtenwitze und Vorurteile gegenüber den Staatsdienern?

Düringer: Weil sie eine Sonderstellung haben. Der Beamte ist Nettotransfereinkommensbezieher. Heißt: Er zahlt keine Einkommenssteuer. Sie haben zwar einen Lohnzettel, wo oben brutto steht und drunter netto, was aber ein Blödsinn ist. Vielleicht ist das auch einer der Gründe dafür, warum Menschen, die nicht Beamte sind, oft ein schlechtes Gefühl haben, wenn sie mit Beamten zu tun haben: dass sie wissen, dass die Beamten von ihrem Geld, den Steuergeldern, bezahlt werden. Und man erwartet sich, dass sie sich einem auch dementsprechend gegenüber verhalten. Der Beamte sieht das aber nicht so. Er ist vom Staat abhängig - und wird deswegen eher das System am Leben erhalten. Deswegen geht auch die Gefahr für ein bestehendes System nie von den Beamten aus, sondern von anderen.

STANDARD: Im Zuge des Sparpakets sollen nun die Beamten durch einen Aufnahmestopp zusammengeschrumpft werden - was würde Ingenieur Breitfuß wohl dazu sagen?

Düringer: Dem Breitfuß wäre das vollkommen wurscht. Weil er eh nicht will, dass andere nachkommen. Weil er ohnehin nur darauf wartet, dass er in Pension gehen kann. Was will der Breitfuß? Eigentlich das, was wir alle wollen, die wie im Hamsterradl laufen. Und was will der Hamster? Er will ohne Angst in Frieden leben. Er möchte versorgt sein, sich ernähren und dafür möglichst wenig tun müssen. Das ist, was er will. (Nina Weißensteiner, DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2012)