"Was bleibt für die freien Mitarbeiter/innen?", fragen die Freien.

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Wien - In die Diskussion um prekäre Arbeitsverhältnisse von freien Mitarbeiter kommt Bewegung. Am Montag trifft eine Delegation von freien ORF-Journalisten Personalchef Reinhard Scolik, nächsten Freitag Radiodirektor Karl Amon. "Mehr Geld und Anstellung für die, die wie Angestellte arbeiten", lautet deren Forderung, sagt Matrix- Sendungsleiterin Sonja Bettel. Bis zu 180, vor allem Radiomitarbeiter, sind betroffen.

Die Bezahlung von Radiojournalisten erfolgt nach einem komplizierten Honorarsystem, das Leistung in Entlohnungsgruppen einstuft. Für einen sechs Minuten langen Ö1-Beitrag mit Interviews erhalten Sendungsgestalter rund 100 Euro brutto. In Deutschland gibt es für einen vergleichbaren Beitrag 320 Euro. Die Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks bekundeten bereits Solidarität mit den Protestierenden.

Mehrwöchige Recherchen

Für eine 30-minütige Ö1-Sendung zahlt der ORF Gestaltern zwischen 350 und 750 Euro brutto. Gestalter sind lohn- und sozialversicherungspflichtig, können unter Umständen in Krankenstand und auf Urlaub gehen. Einkommensteuerpflichtige Autoren erhalten für dreißig Minuten höchstens 800 Euro. Für die anspruchsvollen Ö1-Programme sind in der Regel mehrwöchige Recherchen erforderlich.

Eine Verdoppelung der Honorare fordern deshalb die Ö1-Mitarbeiter. Das unsichere Einkommen belastet und beschert nicht selten gesundheitliche Probleme. Eine Programmsprecherin erzählt von "Existenzängsten und Panikattacken". Über schlechte Bezahlung klagen aber nicht nur Radiomitarbeiter. Kameraleute, Tontechniker, Cutter berichten als Selbstständige von ebenso kargem Dasein unter mitunter selbstausbeuterischen Bedingungen.

Unterstützung von Zentralbetriebsrat und Redakteursrat

Unterstützung für die freien Mitarbeiter signalisieren Zentralbetriebsrat und Redakteursrat. "Mir ist es ein Anliegen, dass da vernünftige Verhältnisse entstehen", sagt auch Radiochef Amon. Er sei "an einer Lösung interessiert". Generaldirektor Alexander Wrabetz sagte, es sei sicher nicht möglich, "alle freien Mitarbeiter anzustellen". Und spielte den Ball an die Politik weiter: Spielraum gebe es nur, wenn die dauerhafte Gebührenrefundierung nach 2014 garantiert werde. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 26.1.2012)