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Grafik: DER STANDARD

Unser Fotograf unterzog den Rio beifahrerseitig einem Kaltverformungsverfahren – was nicht wirklich zur ästhetischen Aufbesserung beitrug. Wie denn auch, ist doch der Rio eines jener Autos aus der Hand des bayerischen Kia- Designstars Peter Schreyer, die eines nach dem anderen fesch wie nur was daherkommen.

Foto: Andy Urban

Auch innen geht es sauber und adrett zu, und was haben wir nicht alles an Bord: Tempomat, Multifunktionslenkrad, Lenkradheizung, 12-Volt-Stecker, Anschluss für iPod, USB und Aux, Einpark-Abstandspiepserl, Kurvenlicht – für einen Kleinwagen fast schon überkomplett. Und weil die Koreaner von der Haltbarkeit ihrer Autos überzeugt sind, ködern sie Kunden mit sieben Jahren Garantie, ein echtes Verkaufsargument.

Für einen Kleinwagen ist der Rio geradezu üppig ausgestattet.
Foto: Andy Urban

Platz ist im Rio so weit ausreichend vorhanden, hinten vielleicht wegen abfallender coupéhafter Dachlinie für Basketballer eingeschränkte Kopf- und Kniefreiheit, und die breite C-Säule beeinträchtigt etwas die Sicht nach hinten, beim Kofferraum fällt die hohe Ladekante auf. Wirklich mitgedacht hat wer bei den Fächern und Ablagen, im Mittelfach vorne etwa gibt's eine flache Aussparung, in die ein Smartphone genau reinpasst. Und das Handschuhfach ist beinahe üppig dimensioniert, heute eine Seltenheit.

Foto: Andy Urban

Ausgefasst hatte der STANDARD den Öko-Musterschüler, den Rio 1,1 CRDi ISG, mit Start-Stopp und 6-Gang-Getriebe, 99 g CO2/km laut Normzyklus. 75 Diesel-PS bedeuten aber auch, eh klar, dass man nicht mit übermäßiger Spritzigkeit rechnen sollte, und beim Verbrauch war unser Testwert kein Bestwert, was indes am Streckenprofil lag. Das Fahrwerk ist okay, wirkt mitunter aber etwas hölzern, das können einige etablierte Konkurrenten besser – aber längst nicht mehr alle. Insgesamt gilt nämlich: Der Rio ist angekommen, ein Kleinwagen auf Augenhöhe.

Sauber und schnörkellos: Design mit Dauerhaltbarkeit.
Foto: Andy Urban

Was auch insofern erstaunlich ist, als die erste Generation (2000 bis 2005) noch ein gemeingefährliches Gerät war. Mit Schaudern entsinnt sich der Autor dieser Zeilen der seinerzeitigen Präsentation in der Toskana. Lenkte man in die Kurve ein, fuhr der Rio irgendwohin, nur nicht, wohin er sollte. Zu viert saßen wir im Auto, bei jeder Bodenwelle saß der – pardon: Kübel auf, kraaach; hier wandte sich der Gast mit Grausen.

Foto: Andy Urban

Und heute? Lässt der Rio manch traditionsreichen Gegner alt aussehen. Auf Youtube längst ein Hit ist VW-Chef Martin Winterkorns Kommentar auf der IAA: "Da scheppert nix." Und: "Warum können die das?" Genau. In Summe ist der Rio ein gutes Beispiel dafür, was Kia in nur zehn Jahren aus sich gemacht hat. Fleiß und Beharrlichkeit zahlen sich aus. (Andreas Stockinger/DER STANDARD/Automobil/27.01.2012)