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Das Geld ist für viele Pensionstinnen knapp - ein späterer Antritt würde das unter den jetzigen Bedingungen nicht ändern.

Foto: AP /Joerg Sarbach

Bei der ÖVP ist man sich einig: Frauen sollen später in Pension gehen, und zwar schon sehr bald (dieStandard.at berichtete). Die derzeitige Regelung sieht eine schrittweise Anhebung des Pensionsantrittsalters ab 2024 vor, bis 2033 soll diese zur Gänze abgeschlossen sein, und auch Frauen sollen dann wie Männer mit 65 in Pension gehen. Geht es allerdings nach allen sechs Teilorganisationen der ÖVP, soll diese Angleichung des Pensionsantrittsalters bereits 2024 abgeschlossen sein. Sie stellten am Donnerstag ein Modell vor, das die erste Anhebung bereits für das Jahr 2014 vorsieht. Bis 2016 soll die weitere Anhebung um vier Monate pro Jahr erfolgen, ab 2017 jedes Jahr um sechs Monate. Dieser Vorschlag würde die "Einkommenslücken der Frauen in der Pension schließen", hoben die VertreterInnen der Teilorganisationen hervor. Begleitmaßnahmen wurden zwar auch gefordert, mit den Kosten solcher Maßnahmen habe man sich aber noch nicht auseinandergesetzt. 

Umso mehr wandten sich die Reaktionen auf das ÖVP-Modell diesen Begleitmaßnahmen zu - die noch weitgehend zu wünschen übrig lassen, so der Tenor.

"Damit wird nichts verbessert"

"Dieser Vorschlag ist weder ein Beitrag zum Sparen, noch verbessert er die Lebenssituation der Frauen", hieß es in einer ersten Reaktion aus dem Frauenministerium gegenüber dieStandard.at. "Die ÖVP tut so, als würde die Wirtschaft die Frauen mit offenen Armen empfangen", dabei wisse man genau, dass Frauen in einem höheren Alter besonders von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Es sei "schlichtweg zynisch, die frühere Anhebung des Frauenpensionsalters schönzureden".

Auch die Frauensprecherin der Grünen sieht in dem vorliegenden Modell das Problem der Frauenarbeitslosigkeit vernachlässigt. Solange es noch keine Vereinbarkeit der Betreuungsarbeit von Kindern oder Angehörigen mit dem Beruf gebe, seien diese Vorschläge "völlig abgehoben", so Judith Schwentner auf Nachfrage von dieStandard.at.

"Dem Arbeitsmarkt zuwenden"

Doch nicht nur Frauen-PolitikerInnen sehen den von den ÖVP-Teilorganisationen propagierten Vorteil von höheren Pensionen für Frauen durch einen späteren Pensionsantritt nicht. Auch Hilde Stockhammer, Vorsitzende der Frauenabteilung des AMS, kann der früheren Anhebung des Pensionsantrittsalters nichts abgewinnen. "Das Argument ist immer, dass Frauen so mehr Versicherungsjahre zusammenbekommen. Aber das klappt natürlich nur, wenn sie berufstätig sein können und in einem gut bezahlten Beruf arbeiten", gibt sie gegenüber dieStandard.at zu bedenken. Doch weil Frauen über 50 mehr von Arbeitslosigkeit betroffen sind und ihre Löhne ab 55 einen Rückgang verzeichnen, während die der Männer auch jenseits der 50 kontinuierlich steigen, gäbe es keine positive Wirkung diese Modells. Bevor man bei den Pensionen eingreift, müsste man sich dem Arbeitsmarkt zuwenden, so Stockhammer. 

Dem von den ÖVP-Teilorganisationen vorgebrachten Argument, mit dem Vorziehen des Antrittsalters die Kluft zwischen den Frauen- und Männerpensionen schließen zu können, widerspricht auch ÖGB-Bundesvorsitzende Brigitte Ruprecht: "Bis die Einkommenslücke der Frauen in der Pension geschlossen ist, braucht es mehr Zeit als zwei Jahre, wie ein Blick in die Vergangenheit beweist", reagiert sie in einer Aussendung. Es helfe den Frauen nicht weiter, dass hier die Arbeitsmarktrealität verleugnet werde. (beaha, dieStandard.at, 26.1.2012)