Erst am Samstag, fünf Uhr früh, kann Udo Guggenbichler (37) sich entspannen: Dann wird am WKR-Ball traditionell zum Abschluss die Burschenherrlichkeit gesungen - was sehr erleichternd sei, wie Guggenbichler den Burschenschaftlichen Blättern verriet. Der Kärntner organisiert das wichtigste soziale Ereignis für Österreichs schlagende Studenten: den Ball des Wiener Korporationsrings (WKR).

Dabei ist Guggenbichler selbst ein sehr untypischer "Bursche": 1974 als Bergbauernkind in Villach geboren, war ihm die akademische Karriere nicht in die Wiege gelegt - im Gegensatz zu etwa 80 Prozent der anderen Verbindungsbrüder, deren Väter selbst Akademiker und Burschenschafter waren.

Bereits in der HTL trat Guggenbichler seiner ersten Verbindung bei, der t.V. Hollenburg zu Ferlach, es folgten Mitgliedschaften in der akademischen Arminia in Graz und der Albia in Wien. 2002, mit 27, wurde Guggenbichler Vorsitzender des österreichischen Pennäler Rings, dem Dachverband von etwa 60 österreichischen Schülerverbindungen.

Er sei ein "Positivbeispiel für Zuwanderung aus einem kulturnahen Bereich", sagte er in einem Interview zu seiner Karriere als Kärntner in Wien. In der FPÖ hat er es bisher trotzdem nicht weit gebracht. Obwohl bereits seit 22 Jahren politisch aktiv, ist er heute Bezirks-Obmann der FPÖ in Wien-Währing, wo er sich gegen Notschlafstellen für Obdachlose und für neue Schutzwege starkmacht.

2007 fiel er Heinz-Christian Strache in den Rücken und dementierte dessen Behauptung, Straches Paintball-Spiele seien eine offizielle Veranstaltung des Pennäler Rings gewesen. 2011 zog er sich Andreas Mölzers Unmut zu, weil er für manche seiner umstrittenen Gäste keine Ballkarten herausrücken wollte. Als aber 2007 das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands die Streichung aller Subventionen für den Pennäler Ring verlangte, weil dieser "starke rechtsextreme Tendenzen" habe, verteidigte er seine Burschen erfolgreich, der Ring durfte die Gelder behalten.

Zuletzt saß Guggenbichler mit frischem Schmiss und Albia-Bruder und FP-Gemeinderat Wolfgang Jung im "Club 2", um die Ehre der Burschenschaften zu retten. Dafür führt die Albia gern eines ihrer prominentesten Ex-Mitglieder an, Theodor Herzl. Was ihre heutigen Mitglieder gern verschweigen: Herzl war 1883 aus Protest ausgetreten. Der Antisemitismus war ihm zu viel geworden. (Tobias Müller, DER STANDARD, Printausgabe, 27.1.2012)