Strahlende Sieger des österreichischen Filmpreises: Karl Markovics mit seinem Hauptdarsteller Thomas Schubert.

Foto: Standard/Robert Newald

Wien - Im zweiten Jahr seines Bestehens hat der österreichische Filmpreis deutlich an Symbolkraft zugelegt. Statt wie in der Sparvariante von 2011 ins Wiener Odeon, lud die Akademie des österreichischen Films Freitagabend in die Rosenhügel-Studios, in denen Filmset-Accessoires der Bühne einen stimmigen Rahmen boten. Die von Valie Export gefertigte Preis-Statuette in Form einer Wendeltreppe, die vergangenes Jahr aus finanziellen Gründen noch fehlte, wurde heuer tatsächlich überreicht - auch nachträglich an die Vorjahressieger.

Allzu sehr protzen wollte man dann aber doch nicht, schließlich war das charmante, kurzweilige Debüt der Filmpreis-Gala gut geglückt - diese "Lässigkeit" versuchte Moderator Rupert Henning auch an diesem Abend zu bewahren. So blieb man dann der Maxime "Weniger ist mehr" treu und verlas die 13 Preiskategorien in recht hohem Tempo. Dass dabei Karl Markovics' Regiedebüt Atmen erwartungsgemäß als der großer Gewinner (bester Film, beste Spielfilm-Regie und bestes Drehbuch) hervorging und in allen sechs nominierten Kategorien reüssierte, wirkte in der Gedrängtheit surreal wie eine Szene aus Spike Jonzes Being John Malkovich. Markovics, der ja auch der Präsident der Akademie ist, musste sich insofern ein paar Witze über die "Karl-Markovics-Festspiele" gefallen lassen.

Freilich benötigte es keinen Augur, um zu erahnen, dass es Markus Schleinzers fünfmal nominiertes Pädophilie-Drama Michael bei einem im Mehrheitsverfahren ermittelten Preis schwer haben würde (wogegen Atmen, der erbaulichere Film der beiden, da eher durchmarschiert); verwunderlich war allerdings, dass Michael Fuith für seine Verkörperung der Titelfigur nicht einmal nominiert war. So wurde Thomas Schubert für seine nüchtern-natürliche Darstellung des jugendlichen Bestatters aus Atmen ausgezeichnet, Ursula Strauss siegte als beste Hauptdarstellerin (Vielleicht in einem anderen Leben).

Nicht einzuordnende Filme

Strauss kam verspätet auf die Gala, was man kaum bemerkte, da die Dankesreden insgesamt äußerst knapp ausfielen. Für einen der erinnerungswürdigeren Momente sorgte Michael Glawogger, der für Whores' Glory als bester Dokumentarfilmemacher prämiert wurde: Er erzählte eine schöne Anekdote über einen Belgrader DVD-Laden, der seine Filme unter der Kategorie "Filme, die man nicht einordnen kann" führt.

Bei aller positiven Enthaltsamkeit in Hinblick auf Spaß- und Zerstreuungseinlagen: Etwas mehr von Glawoggers emotionalem Engagement hätte der Gala nicht geschadet. Dennoch darf die zweite Verleihung des österreichischen Filmpreises insgesamt als erfolgreich unprätentiöse Veranstaltung gelten, zu der auch das anschließende Heurigenbuffet mit Knackwurst stimmig ins Bild passte. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD - Printausgabe, 29. Jänner 2012)