Peking - Im Drei-Schluchten-Staudamm sind nach Angaben der chinesischen Bauaufsicht etwa 80 Risse entdeckt worden. Wie der Leiter der Inspektionsgruppe des Baukomitees, Pan Jiazhong, am Donnerstag mitteilte, stellen die Risse keine Gefahr für die Sicherheit des riesigen Damms dar. Sie könnten sich aber ausweiten und zu undichten Stellen führen, sollten sie nicht repariert werden. Ausbesserungsarbeiten seien "sehr vorsichtig" begonnen worden.

Das Komitee fand auch kritische Worte zur Umsiedlung von hunderttausenden von Anrainern aus dem überfluteten Gebiet. Den umgesiedelten Bauern zugeteiltes Land sei nicht sehr fruchtbar, sagte ein weiteres Mitglied, Guo Shuyan. Es waren seltene offizielle Eingeständnisse von Problemen, die mit dem Projekt des weltweit größten Wasserkraft-Projekts verbunden sind.

Turbinen im Probelauf

Das Reservoir für das größte Wasserkraftwerk der Welt am Jangtse-Strom ist so weit gefüllt, dass die ersten beiden Turbinen mit Probeläufen beginnen können. Fünf Tage früher als vorgesehen erreichte der Wasserstand des Drei-Schluchten-Staudammes am Vorabend die geplanten 135 Meter über dem Meeresspiegel, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Mittwoch. Seit 1. Juni seien zehn Milliarden Kubikmeter Wasser gestaut worden.

Die Schifffahrt auf dem längsten Fluss Chinas wird am 16. Juni wieder aufgenommen. Neun Jahre nach Baubeginn steckt das Projekt, das 2009 fertig gestellt werden soll, damit in der Schlussphase. Das Wasserreservoir bildet einen 660 Kilometer langen künstlichen See zwischen Sandouping in der Provinz Hubei und Chongqing. Mehr als 720.000 Menschen mussten ihre angestammte Heimat verlassen. Weitere 400.000 Menschen müssen noch umgesiedelt werden.

Kritikwürdig

Das gigantische, schätzungsweise mehr als 20 Milliarden Euro teure Projekt ist wegen dieser Zwangsumsiedlung, der hohen Kosten, der befürchteten Umweltschäden und Wasserverschmutzung, einer möglichen Verschlickung des Reservoirs sowie der Überflutugn zahlreicher Kulturstätten weltweit aufs höchste umstritten. Die beiden Turbinen sollen im August regulär Strom produzieren. Dann sollen im Oktober zwei weitere Turbinen folgen, um dieses Jahr schon 5,5 Millionen Kilowattstunden Strom zu erzeugen.

Der Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtse-Strom ist das weltweit größte Wasserkraft-Projekt. In dem bis 2009 angestrebten Endausbau soll der Damm eine Stromkapazität von 18.200 Megawatt bereitstellen. Wenn der Wasserpegel schließlich seine geplanten 175 Meter erreicht, wird eine 632 Quadratkilometer große Region überflutet sein. (APA/red)