Pariser Fatalismus: Jeanne Moreau in Louis Malles Film noir "Fahrstuhl zum Schafott".

Foto: Stadt:Bibliothek

Salzburg - In den großzügigen und transparenten Räumlichkeiten der Stadtbibliothek gastiert wieder die Reihe Metropolen. Prinzip der multimedialen Collagen ist es, in einem Monat zwei Großstädte miteinander in Beziehung zu setzen, im Februar führen die atmosphärischen Zeit- und Kopfreisen nach Paris und Istanbul (am 24. 2.).

Um an der Seine und durch die Passagen zu flanieren, der existenziellen Sinnlosigkeit mit Trank (Pernod) und Tschick (Gitanes) zu trotzen, genügt eine Reise nach Lehen, wo zwar im Bibliothekssaal nicht gepofelt werden darf, aber mittels Textrezitationen, Filmprojektionen und Musik eine kulturgeschichtliche Epoche rekonstruiert wird.

"Die Hauptstadt des 19. Jahrhunderts" (Walter Benjamin) war auch später noch Zentrum der künstlerischen Moderne. Besonders zwischen Erstem und Zweitem Weltkrieg sowie nach 1945 tummelten sich Avantgardisten, Aufklärer und Provokateure in den einschlägigen Vierteln. In den 1950ern und frühen 1960ern wurde Paris zum Sehnsuchtsort der Nachkriegsgeneration im schwarzen Rollkragenpullover und Projektionsfläche zwischen Rebellion und Resignation.

Georg Stefan Troller beschreibt etwa, wie ihn das schwarze Kleid von Edith Piaf als "Symbol und Zusammenfassung der hoffnungsvollen Verzweiflung der Nachkriegsjugend" nach Paris gelockt hatte. Schwarzweiß bis tiefschwarz dominiert auch den Abend, bringt das Team um Karin Helml, Dorit Ehlers, Piet Six und Arthur Zgubic doch Filme der Nouvelle Vague sowie Texte von Georges Simenon, Marguerite Duras, Jean Genet, Juliette Gréco, Henry Miller, Anaïs Nin oder Jean-Paul Sartre (Briefe an Simone de Beauvoir). Auch Hemingway, Burroughs, Bataille u. a. werden von sieben Schauspielern und einer Musikerin interpretiert, dazu Miles Davis und Chansontexte von Boris Vian, Jacques Brel sowie Jacques Prévert. (dog  / DER STANDARD, Printausgabe, 3.2.2012)