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Schon öfter habe ich gehört, dass Eltern für ihre (kleinen) Kinder im Geheimen eine Art zweite Garnitur von Lieblingsstofftieren horten, damit sie ihnen bei Verlust oder nicht mehr tolerierbarer Vergammelung des geliebten Originals ein gleich aussehendes Exemplar übergeben können.

Was sagt die Kinderpädagogik zu dieser Frage? Ich habe ja leider nur das Buch eines "Eltern-Gurus" gelesen, und der ist seit Jahrzehnten tot. Wir können ihn deshalb dazu leider nicht mehr befragen. Es handelt sich um den Pädagogen und Psychiater Rudolf Dreikurs, der in den 1960ern mit seinem Ratgeber "Kinder fordern uns heraus" die partnerschaftliche Erziehung auf den Weg brachte - habe ich mir von Jan-Uwe Rogge im Vorwort der aktuellen Neuauflage erklären lassen. Gerade Dreikurs versuchte ja mit kleinen Alltagsbeispielen, Eltern das Wesen seines Erziehungsansatzes zu vermitteln.

Ich vermute, und bitte korrigiert mich, wenn ihr Dreikurs besser kennt, er hätte das für keine gute Idee gehalten. In seinem Buch betont er nämlich unentwegt, dass Eltern ihre Kinder nicht vor allem Unbehagen und Leid schützen können, weshalb ihre Erziehungsaufgabe vom ersten Tag an darin besteht, Kinder selbstständig zu machen und sie selbst Strategien entwickeln zu lassen, mit Verlusten umzugehen. Eltern müssten demnach lernen, ihr Mitleid für das Kind auch mal stecken zu lassen.

Dem Plüschtier-Verlust widmet sich der "Zeit"-Autor Mark Spörrle ja auch in seiner aktuellen Kolumne "Familienglück". Ein Vater, wie er in der "Zeit" publiziert, wäre schon gewillt, ein verlorenes Werbegeschenk für 150 Euro im Internet nachzukaufen, lese ich dort. Nach der Dreikurs-Lektüre würde ich meinen, dass Eltern es mit der Verplüschung der Welt auch übertreiben können. (dieMama, 3.2.2012)