Bewusst inszenierte und in überdeutlicher Präzision komponierte 50ties-Idylle von Kenton Nelson: In Bologna gastierte jetzt das Gemälde "Direction" (2011).

Foto: Galerie Nikolaus Ruzicska

Mit 150 Galerien waren bei Italiens wichtigster Kunstmesse, der 36. ArteFiera (27. bis 30. 1. 2012) in Bologna, 50 Aussteller weniger präsent als noch im Vorjahr. Eine gewollte Abmagerungskur, die der Messe gutgetan habe: "Wir wollen weniger Quantität und mehr Qualität" begründete die Kuratorin der Kunstmesse Silvia Evangelisti.

ArteFiera konzentriert sich zwar vorwiegend auf italienische Kunst, behaupte aber mit 25 ausländischen Galerien (u. a. je sechs Deutsche und Franzosen, drei Spanier, zwei Schweizer und mit Nikolaus Ruzicska ein Österreicher) ihre Position als die internationalste der italienischen Messen für moderne und zeitgenössische Kunst. Turin (Artissima, 9.-11. 11. 2012) deckt nur eine Marktnische ab, und Mailand (Miart, 13.-15. 4. 2012) verlor zuletzt an Bedeutung.

Stimmungsbarometer 2012

Nicht nur Italiens Finanz-, auch der Kunstmarkt befindet sich in Krise. 54 Prozent der vom Marktforschungsinstitut Nomisma befragten Galeristen erwarten 2012 bei moderner Kunst einen geringeren Umsatz. Bei zeitgenössischer Kunst ist der Anteil der Pessimisten mit 50 Prozent kleiner. Rund 35 Prozent prognostizieren ein gegenüber 2011 unverändertes Geschäftsvolumen, während der Anteil der Optimisten bei zehn (moderne Kunst) bzw. 15 Prozent (zeitgenössische Kunst) liegt.

Ein Großteil der Galeristen bestätigte, dass zwar während der Messetage Interesse vorhanden, aber der Kaufwille gering war. Nun hofft man auf das Nachgeschäft. Die Preise hätten sich vor allem für die Moderne auf einem "korrekten Niveau" stabilisiert, meinte Domenico Filipponi, Kunstberater der Mailänder Großbank UniCredit. Er führt die geringe Kauflust auf mangelnde Liquidität und teilweise geringe Transparenz des italienischen Kunstmarktes zurück. Bei zeitgenössischer Kunst seien noch Schnäppchen zu machen. Und auf einer Jagd nach solchen befand sich in Bologna auch Ferrari-Präsident Luca Montezemolo, der massiv geordert haben soll. Auch Fiat-Präsident John Elkann sorgte samt Signora und seinen drei Kleinkindern für Wirbel in Halle 16, wo die "Moderne" ausgestellt war. Dem Vernehmen nach war er auf der Suche nach Bildern, welche die Nobelgalerie seines Großvaters in Turin ergänzen könnten. (Thesy Kness-Bastaroli / DER STANDARD, Printausgabe, 4./5.2.2012)