"Peter Druckers Begriff des ,Wissensarbeiters' wurde schnell aufgesogen, er ist zu schwammig, um damit weiterzukommen", glaubt Florian Aubke vom Department of Tourism and Hospitality Management an der Wiener Modul University. Dennoch versuchen heute viele Dienstleistungsunternehmen diese "Wissensarbeiter" gezielt zur Steigerung der Produktivität einzusetzen und berufen sich dabei gern auf den Management-Vordenker Drucker. Sollte es aber die eine Erkenntnis geben, die Druckers Werk prägte, ist es diese: Jede isoliert und übertrieben eingesetzte Managementtheorie führt garantiert nicht zum Erfolg.

Aubke sah sich daher zuerst einmal die Bedienungen für das Entstehen Wissensnetzwerken genauer an. In einer an der Privatuniversität Modul durchgeführten Studie wurden dazu 38 Teams in internationalen Hotelketten mit der sozialen Netzwerkanalyse untersucht. Typischerweise haben diese Teamarbeiter die Aufgabe, die Nachfrage zu prognostizieren und danach die Hotelkapazitäten und -preise anzupassen. Würde die Kommunikation in den Teams gut funktionieren, so die Überlegung, könnten sie diesen Job besser erfüllen.

Was Aubke zuerst herausfand, ist, dass Kommunikationsstrukturen im Team nie zufällig entstehen. Genauso wenig suchen sich Individuen Gesprächspartner zufällig aus. Dabei ist zu beobachten, dass sich Mitglieder häufig von den ihnen zugedachten Rollen lösen. "Stimmen offizielle und inoffizielle Rollen nicht überein, kann keine Steigerung der Produktivität erreicht werden", resümiert Aubke.

Viele Experten zulassen

Entscheidend ist deshalb auch die Rolle des Teamleiters - er sollte das Wissen der Mitglieder des Netzwerks jederzeit gezielt anzapfen können. Die Studie zeigt dabei, dass der Leiter nie versuchen sollte, alle Teamplayer auf denselben Wissenstand zu bringen. Vielmehr gilt es, auf heterogene Wissensverteilung zu achten, die individuelle Expertise zu schärfen und letztlich dadurch die Produktivität des Teams zu erhöhen.

Der Versuch, solche wissensbasierten Netzwerke zusätzlich von außen zu modellieren oder gar zu steuern, sei dagegen eher kontraproduktiv. Gewissermaßen wird dadurch auch die Effizienz der Consulting-Tätigkeit infrage gestellt.  (saum/DER STANDARD, Printausgabe, 08.02.2012)