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Landeshauptmann Pühringer und die Burschenschafter.

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Demonstranten in der Altstadt von Linz.

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Linz - Anlässlich der Eröffnung des umstrittenen 64. Burschenbundballs Samstagabend in Linz hat der Präsident des Trägervereins, FPÖ-Europaabgeordneter Franz Obermayr, von einem "Fest der Verbundenheit" mit der Kepler Universität gesprochen. Die Veranstaltung mit heuer rund 500 Besuchern "wird nie ein Politball werden", betonte er. Bei der Demo gegen den WKR-Ball in Wien hatte Obermayr "Pogrom-Stimmung" geortet und war dafür heftig kritisiert worden.

Trotz Protesten im Vorfeld konnten die Veranstalter wie geplant Landeshauptmann Josef Pühringer und den Vizerektor der Linzer Uni, Friedrich Roithmayr, im Palais Kaufmännischer Verein begrüßen. Mehrere ursprünglich akkreditierte Medien waren hingegen einen Tag vor dem Ball wieder ausgeladen worden. Der Ballausschuss machte in E-Mails an "Kurier" und "Österreich", die der APA vorliegen, eine "unausgewogene Berichterstattung" dafür verantwortlich.

In seiner Begrüßung bedankte sich Obermayr bei Pühringer, dass er den "freundlichen und friedlichen Zurufen" der Gegner nicht gefolgt sei. Der Veranstalter berichtete von "anarchistischen Übergriffen" rund um den WKR-Ball und einer "intensiven Kampagne" gegen den Linzer Ball. Mit seinen Aussagen habe er keinesfalls die "erschütternden Schicksale" der Überlebenden des Nationalsozialismus relativieren oder verharmlosen wollen, so Obermayr. In Wien habe es "wüste Beschimpfungen" und "tätliche Übergriffe" gegeben, ein Schaden in Millionenhöhe sei entstanden. Abschließend zitierte Obermayr das STS-Lied "Großvater": "Niemals Gewalt, alles bereden, aber auch ka Angst vor irgendwem".

Die Kepler Universität leiste wesentliche Beiträge zu einem "kritisch reflektierten Geschichtsbild", betonte Roithmayr, der für Außenbeziehungen zuständig ist, in seiner Rede. "Dazu gehört auch die besondere geschichtliche Verantwortung Österreichs im Zusammenhang mit dem Antisemitismus des NS-Regimes." Man sei daher auch bei der Wortwahl zu einer besonderen Sorgfalt und Sensibilität verpflichtet. Gerade aus der historischen Erfahrung bekenne sich die Uni zu einer offenen und pluralistischen Gesellschaft, so der Vizerektor. "Damit sind totalitäre Systeme ebenso unvereinbar wie geschlossene Denkstrukturen und Ideologiestrukturen." Soweit eine demokratische und humanistische Grundhaltung zum Selbstverständnis studentischer Verbindungen gehöre, würden sie einen maßgeblichen Beitrag zur Entwicklung des Universitätswesens leisten.

"Wenn bei der Eröffnung antisemitische Äußerungen gefallen wären, hätte ich die Reißleine gezogen", sagte Roithmayr im Anschluss. Der Landeshauptmann betonte, dass sich die Linzer Veranstaltung ganz wesentlich vom WKR-Ball unterscheide und frei von politischer Agitation sei. "Ich gehe davon aus, dass das auch heuer unterbleibt." Wäre das nicht der Fall, ist Pühringer "nächstes Jahr sicher nicht mehr da". Der Besuch sei eine oberösterreichische Tradition, die alle Landeshauptleute vor ihm ebenfalls gepflegt hätten. Es handle sich auch um einen Ball der Freiheitlichen Akademiker, diese wolle er nicht vor den Kopf stoßen. "Ich halte nichts von einer Ausgrenzungspolitik", sagte Pühringer. Falls es notwendig sei, müsse man aber Zeichen setzen.

Begleitet wurde der Ball von lautstarken, aber friedlichen Protesten. Die Polizei riegelte das betroffene Areal großräumig ab und erließ ein Platzverbot. Der Arbeitskreis gegen das Korporierten-Unwesen hatte zu der Demonstration aufgerufen, zu der laut Polizei 200 bzw. laut Veranstalter bis zu 1.000 Leute kamen. Der Tross zog, begleitet von einem Großaufgebot der Exekutive, vom Hauptplatz bis vor das Palais Kaufmännischer Verein, wo Feuerwerksraketen gezündet und antifaschistische Sprüche skandiert wurden. Ballbesucher in Couleur beobachteten die Szenerie vom Fenster aus, einzelne wagten sich auf die Straße. Zu Begegnungen beider Seiten kam es nicht, weil die Polizei dazwischen vorsorglich eine Sperre errichtet hatte. Im Anschluss an die Demo luden zahlreiche SPÖ-nahe Jugendorganisationen zum "Fest der Vielfalt" in den Schillerpark. Die eisigen Temperaturen ließen aber viele Demonstranten vorzeitig Unterschlupf in diversen Lokalen suchen. (APA)