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Seit mehr als 50 Jahren wird in Wien-Auhof Kaffee geröstet, verpackt und ausgeliefert. Jetzt wird der Betrieb nachhaltig verbessert - und damit auch Geld gespart.

Foto: AP/Bimmer

Wien - "Unsere nette, kleine Kaffeerösterei", nennt Wolfgang Stadler den Betrieb in Wien-Hütteldorf. Eine kleine Untertreibung; denn Stadler ist Werksleiter einer Rösterei im Auhofcenter, die jährlich tausende Tonnen an Bohnen für Kraft Foods verarbeitet und verpackt. Rund um die Uhr zischen die frisch abgefüllten Kaffeepackerln über die Förderbänder - 40 Millionen Stück pro Jahr.

Ein routinierter Großbetrieb, der seit 1961 an diesem Standort produziert - bei dem aber neuerdings unablässig getüftelt wird. Denn Wolfgang Stadler ist gleichzeitig der Umweltbeauftragte des von ihm geleiteten Werkes: "Bei uns ist Umweltschutz Chefsache", sagt er nicht ohne Stolz.

Beim ÖkoBusinessPlan der Stadt Wien ist diese Kaffeerösterei nun schon seit sechs Jahren Stammkunde - "und wir arbeiten an unserem siebenten Pokal", lächelt der umweltbewegte Werksleiter. Denn wie sich im Rahmen dieses Beratungsverfahrens zeigte, ist es mit einem Maßnahmenbündel allein längst nicht getan - immer wieder werden neue Details entdeckt, die nachhaltig verbessert werden können.

Für zwei Umstellungen wurde der Kraft-Foods-Betrieb bereits mit dem Umweltpreis der Stadt Wien ausgezeichnet: 2007 für die Reduzierung des Aluminiumanteils im Verpackungsmaterial um 42 Prozent. "Damit sparen wir Umweltressourcen - und gleichzeitig Geld, das ist auch nicht das Schlechteste", bilanziert Stadler. Und das konnte auch im deutschen Kraft-Foods-Werk durchaus nachvollzogen werden, wo die Aluminiumreduktion dann ein halbes Jahr später übernommen wurde.

Neues Logistikkonzept

Nur zwei Jahre später gab es dann bereits den nächsten Preis: für das kleine "Detail", dass der gesamte Transport des Rohkaffees von Bremen in die Rösterei nach Wien-Auhof nicht mehr auf der Straße, sondern auf der Schiene abgewickelt wird. Im "Jacobs Logistikzug". Damit wurden der Energieverbrauch sowie der CO2-Ausstoß um rund 35 Prozent reduziert - und billiger ist diese Transportmittelwahl auch noch.

Für eine weitere Maßnahme bekam Kraft Foods zwar keinen Preis, sie ist aber für den Betrieb dennoch sehr preiswert: In der Produktion fallen Rückstände an, die sogenannten Kaffeepellets. Früher mussten sie entsorgt werden, und "das kostete uns 30.000 bis 40.000 Euro pro Jahr", erinnert sich Stadler. Jetzt ist der "Abfall" hingegen ein wertvoller Rohstoff, denn die Pellets werden an ein Biomassekraftwerk in Niederösterreich geliefert und für eine CO2-neutrale Energiegewinnung genützt.

Dass die Umweltagenda hier "Chefsache" ist, heißt allerdings noch lange nicht, dass alle Maßnahmen von oben herab verordnet werden. Im Gegenteil: "Walk and talk" sei sein Motto, berichtet Stadler. "Die Mitarbeiter sehen's dann auch, wenn ich wo einen Lichtschalter abdrehe." Und das motiviere.

Ein Mitarbeiter etwa hatte entdeckt, dass in der Röstanlage zwei Ventilatoren in Betrieb waren. Also wurde umgebaut, und jetzt erledigt ein Ventilator zwei Lüftungsaufgaben. Das spart immerhin 40.000 Kilowattstunden Strom - so viel, wie zehn bis zwölf Haushalte verbrauchen.

Ein anderer Mitarbeiter war im Verpackungsbereich aufmerksam: Dort werden die mit Kaffee beladenen Paletten mit Kartons geschützt, die extra bestellt werden mussten. Dem Arbeiter fiel auf, dass in einem anderen Eck Lieferungen reinkamen, bei denen wiederum die Schutzkartons entsorgt wurden. Jetzt werden die angelieferten Kartons beim Abpacken wiederverwendet.

Und der nächste große Schritt ist bereits in Vorbereitung: Künftig soll die Abwärme der Röstanlage zum Heizen des nahegelegenen Bürogebäudes verwendet werden. Das neue System soll im kommenden Jahr bereits in Betrieb gehen. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD; Printausgabe, 16.2.2012)