Wien - ÖIAG-Chef Markus Beyrer hat die Vorwürfe, er sei "Informant" der Telekom gewesen, am Donnerstag "auf das Schärfste" zurückgewiesen: Ein Mitarbeiter habe ein "für den Telekom-Vorstand relevantes E-Mail" weitergeleitet. Das sei völlig harmlos, zumal die TA ein Mitgliedsunternehmen der Industriellenvereinigung sei.

Die Information eines Mitgliedsunternehmens der IV über ein - in diesem Fall an Präsident Veit Sorger adressiertes und für dieses Mitgliedsunternehmen relevante - Schreiben, gehöre "natürlich" zu den Aufgaben einer Interessenvertretung. Genauso sei es Aufgabe der Arbeitgeberinteressenvertretung IV, in einer Meinungsverschiedenheit zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite in einem Mitgliedsunternehmen die Arbeitgeberinteressen zu vertreten. "Das wäre, als ob man verlangte, dass die Gewerkschaft einen ähnlichen Brief des Vorstandes eines Unternehmens, der für dessen Mitarbeiter relevant ist, dem jeweiligen Betriebsrat vorenthalten solle."

"Lückenlose Aufklärung"

"Der aktuelle Versuch, einen Zusammenhang zwischen meiner früheren Tätigkeit für einen privaten Verein und den damals damit verbundenen Pflichten und meiner jetzigen Funktion herzustellen, entbehrt jeglicher Grundlage", so Beyrer. "Als Aufsichtsratsvorsitzender der Telekom Austria habe ich von der allerersten Aufsichtsratssitzung, die ich leiten durfte, die lückenlose Aufklärung der Causa vorangetrieben - und zwar ohne Rücksicht auf Personen, Positionen oder Zugehörigkeiten."

Beyrer hat, als er noch bei der IV war, an von der Telekom bezahlten Jagdausflügen und anderen Events teilgenommen, soll jetzt aber als deren AR-Chef auch Affären wie die Aktienkursmanipulation 2004 rund um Bonizahlungen an frühere TA-Spitzenmanager aufklären.

Am Donnerstag betonte Beyrer erneut, dass er in seiner Zeit als IV-General "natürlich unterschiedlichste Einladungen von Mitgliedsunternehmen erhalten und einen sehr geringen Anteil davon (immer in Absprache mit dem IV-Präsidenten) auch angenommen" habe. Damals sei das nicht nur erlaubt gewesen, sondern auch von ihm erwartet worden. "Neu an der aktuellen Berichterstattung ist aber, dass jetzt auch Einladungen in den Raum gestellt werden, die in vielen Fällen gar nicht angenommen wurden", kritisiert er.

"Zeitliche Distanz zu Vorfällen"

Beyrer sei erst seit 1. Juli 2011 ÖIAG-Vorstand (und damit Telekom-Austria-Aufsichtsratschef) und habe "schon allein deshalb größtmögliche zeitliche Distanz zu den Vorfällen", sagte er im Gespräch mit dem "Format".

Wegen seiner früheren Jagdausflüge auf Einladung der Telekom Austria sei er nicht befangen. "Ich bin ein überkorrekter Mensch und müsste verrückt sein, wenn ich die Leute, die ich damals kennengelernt habe, jetzt mit Samthandschuhen anfasse", sagte er. In seiner früheren Funktion als Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV) sei von ihm erwartet worden, an Veranstaltungen von Mitgliedsunternehmen teilzunehmen. Bei der Telekom "hat ein Kreis von Personen in inakzeptabler Form hinter dem Rücken der Wirtschaftsprüfer und des Aufsichtsrats zusammengewirkt. Das war für den gesamten Aufsichtsrat, auch den damaligen ÖIAG-Chef, nicht zu erkennen", meint Beyrer.

Whistleblowing-System

Für die Zukunft werde geprüft, ein elektronisches Whistleblowing-System einzuführen. Das könnte dann auch bei den teilstaatlichen Unternehmen Post und OMV implementiert werden. (APA)