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Allgemeine Info:
www.thebarrier.co.nz/
greatbarrier.aucklandnz.com/

Anreise: www.flymysky.co.nz/

Grafik: DER STANDARD

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Touren, Transport, Führung etc.:
www.greatbarrierislandtourism.co.nz/

Unterkunft: sehr luxuriös im www.earthsonglodge.co.nz/ oder einfacher im Motel: www.sunsetlodge.co.nz/

Ein Kamm mit bewaldeten Hügeln und schroffen Felsen erhebt sich über einer langgestreckten Landmasse, die wie ein Urzeittier im aufgewühlten Blau des Ozeans liegt: Great Barrier Island. Der Entdecker James Cook hat das 90 Kilometer vor dem Festland liegende Eiland so getauft - die große Grenze. Denn die Insel liegt wie eine Mauer vor dem Golf von Hauraki und schützt die neuseeländische Millionenstadt Auckland vor den Stürmen und Wellen des Südpazifiks. Hinter Great Barrier kommen nur noch Weite und Wasser, eine tausende Quadratkilometer große Wasserwüste, die bis nach Chile reicht.

Das Unwetter zieht aufs Meer hinaus. Die Sonne bricht durch die Wolken und lässt die grüngraue Spitze des Mount Hobson, der mit 621 Metern höchsten Erhebung der Insel, als einen Altar erscheinen. "Wir landen", ruft der Pilot Jamie den vier Passagieren zu. "In den Südwinden kann es etwas ungemütlich werden." Mit ruhiger Hand steuert er die robuste Britten-Norman-Islander-Maschine in einem weiten Bogen zur Westküste der Insel, wo die weißen Sandstrände vor dem offenen Ozean liegen und wo sich die kurze Landebahn mit dem Hauptterminal des Flughafens befindet. Ein eingeschossiger Bau ist das, der von oben wie eine Hütte wirkt.

Die besondere Spezies der Einzelgänger

Der Blick schweift im violett-orangen Sonnenschein des abflauenden Unwetters über die Insellandschaft. Dichte Wälder, schroffe Felsen, enge Canyons und die rauen Strömungen, in denen schon so manches Schiff gekentert ist, zeugen von einer düsteren Dramatik. Siedlungen, hatte man gelesen, wo die meisten der rund 850 Einwohner leben, gibt es nur wenige. Tryphena Harbour im Süden der 285 Quadratkilometer großen Insel ist die größte Gemeinde. Claris, wo der Flughafen liegt, ist die zentralste Siedlung; Port Fitzroy die abgelegenste. Die meisten Inselbewohner gehören zu einer besonderen Spezies - dem Einzelgänger.

Während Waiheke Island, eine andere Insel vor Auckland, in den vergangenen Jahren zur Lifestyle-Suburb mit Weingütern, Restaurants und extrem teuren Immobilien wurde, umweht Great Barrier bis heute die Aura des Rustikalen und Ursprünglichen und der Mythos, ein Paradies für Freaks, Aussteiger und Freigeister zu sein. Vor allem die Eigenwilligen zieht die Insel an. In den Gewässern vor Great Barrier beispielsweise ankerte 1966 das Schiff Tiri, von dem aus das erste Privatradio Neuseelands sendete. Die Betreiber des Piratensenders Radio Hauraki tricksten so die staatliche Rundfunkbehörde aus, die damals noch das Monopol hatte.

Nachschub für den Gen-Pool

Einer der Flugpassagiere trägt einen grauen, zotteligen Bart, ölige lange Haare. Eine Muschelkette schmückt seinen dürren, faltigen Hals; und über die Rollbahn am Flughafen in Auckland lief er barfuß durch die Horden der Hemden- und Anzugträger. Die Hektik des Mainlands schien in sonderlicher Weise an dem hageren Mann abzuprallen.

Natürlich ist der Mann mit der ledernen, sonnengebräunten Haut einer der Hippies, die die Insel in den Siebzigern für sich entdeckten und die alten Strukturen aufzubrechen begannen. Wovon angestammte Farmerfamilien wie die Blackburns oder Sandersons, die Mitte des 19. Jahrhunderts zu den ersten Siedlern auf der Insel gehörten, zunächst nicht begeistert waren (was sich für den überstrapazierten Gen-Pool auf der Insel aber als großes Glück erwies). "Du kommst zum ersten Mal", hatte der alte Hippie in Auckland gesagt. "Pass bloß auf, dass dich die Insel wieder gehen lässt. Sie hat magische Kräfte."

Üppig und artenreich

Heute profitiert die Insel vom Tourismus. Die Natur auf Great Barrier ist üppig, artenreich. Es gibt spektakuläre Wanderwege, Tauchreviere rund um die gesunkenen Schiffe und wilde Buchten, die Einsamkeit und Abgelegenheit in den unterschiedlichsten Facetten definieren. Weil die Insel Possum-frei ist, leben auf der Insel viele Reptilien und Vogelarten, die einzigartig sind. Wie die Brown Teal Duck beispielsweise, eine kleine braune Ente mit glänzenden Federn, von der es nur noch knapp 1000 Exemplare gibt.

Die Gewässer um Great Barrier sind extrem fischreich. Und die Wälder regenerieren sich langsam von den Folgen der extensiven Forstwirtschaft. Wer die Wanderung auf den Mount Hobson unternimmt, wird aber feststellen, wie gespenstisch still die Wälder noch sind. Man hört dann nur den Wind, seine eigenen Schritte; und man wird das unheimliche Gefühl nicht los, dass auch die dunkle Seele der Insel hier noch präsent ist. (Ingo Petz/DER STANDARD/Rondo/9.3.2012)