Wien/Mistelbach - Die Plattform "Wir sind Kirche" sieht in "gelebter Homosexualität" kein Hindernis zur Annahme von Ämtern in der Kirche - "weder für einen Pfarrgemeinderat noch für einen Papst". Das habe die Initiative bei ihrer Vollversammlung in St. Pölten am Samstag einstimmig festgestellt, gab Plattform am Sonntag anlässlich der Diskussion um einen homosexuellen Pfarrgemeinderats-Kandidaten im niederösterreichischen Stützenhofen bekannt.

Die angeborene und gelebte Homosexualität könne aus Sicht einer zeitgemäßen Moraltheologie nicht verurteilt werden, so die Initiative in einer Aussendung. "Schon gar nicht, wenn sie geordnet in einer Partnerschaft in gegenseitigem Respekt, mit Solidarität und Verantwortung sowie - wie bei einem Stützenhofener Pfarrgemeinderat - mit hohem und breit anerkannten sozialem Feingefühl und Engagement integriert ist und gelebt wird", wie Plattform-Vorsitzender Hans Peter Hurka erklärte.

"Klarer Grundrechtskonflikt"

"Wir sind Kirche" sehe in der Ablehnung homosexueller Personen für Dienste in der Kirche eine "eklatante Diskriminierung", wie sie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte regelmäßig in Entscheidungen verurteile. "Dagegen die Kirchenordnung zu stellen und zu behaupten, im Rahmen der Religionsfreiheit könne die Kirche ihre Ordnung ohne Eingriff von außen nach eigenen Prinzipien regeln", gehe ins Leere, weil hier "ein klarer Grundrechtskonflikt" vorläge.

Entscheidung offen

Der betroffene (bereits gewählte) Kandidat der Pfarrgemeinderatswahl in Stützenhofen war aufgrund seiner Homosexualität vom dortigen Pfarrer abgewiesen worden. Am Samstag hatte es ein Gespräch zwischen dem Kandidaten und Kardinal Christoph Schönborn gegeben, eine Entscheidung ist offen. In den kommenden Wochen wird sich laut Schönborn die diözesane Wahlkommission und der Bischofsrat mit der Pfarrgemeinderatswahl in Stützenhofen befassen. (APA, 25.3.2012)