"Was ist HÜ?", ist die Standard- Frage in der "Klassen- gruppe". Zunehmend wird Facebook zum schulischen Informationsaustausch genutzt. Mit virtuellen Freundschaften sind Lehrer und Schüler aber noch vorsichtig.

Foto: Standard/Simon Bohun

Wien/Klosterneuburg - Es ist unumstritten. Facebook hat die Welt und den Lebensstil der Menschen verändert. Das Unternehmen stößt in immer weitere Bereiche des Lebens vor. Momentan erlebt der Schulbereich eine "Facebook-Revolution". Die meisten Schüler sind bereits angemeldet, aber auch immer mehr Lehrer wagen sich in das Social Network und erkennen seine Vorteile. So werden immer mehr Klassengruppen genutzt, also Facebook-Gemeinschaften, zu denen sich Schüler und Lehrer anmelden, um Informationen und Daten untereinander teilen zu können. Sie tauschen Hausübungen, Teststoff, Abgabetermine, Erinnerungen an Ausflüge oder Änderungen im Stundenplan in Echtzeit aus. So sind die zwei häufigsten Fragen in solchen Gruppen "Wann haben wir morgen Schule?" und "Was ist HÜ?".

Constanze Posautz, Lehrerin des Gymnasiums Klosterneuburg initiierte eine solche "Klassengruppe". Die Idee dazu kam von einem ihrer Schüler. Der Vorteil dabei ist, dass die Lehrer Informationen für ihre Schüler in der gemeinsamen Gruppe sichtbar machen können, ohne auf Facebook miteinander "befreundet" zu sein. Auch die Klasse von Simay Zwerger ist in einer Facebook-Gruppe organisiert. Die Schülerin der Wiener AHS Stubenbastei findet diese äußerst nützlich. Allerdings ist kein Lehrer darin Mitglied. Sie dient zum Austausch zwischen den Schülern. So sei auch hier die häufigste Frage: "Haben wir Hausübung?"

Sekundenschnell

In der Klasse von Constanze Posautz ist es ähnlich. "Hauptsächlich wird die Gruppe von mir verwendet, um Informationen bereitzustellen. Es ist natürlich toll, die Möglichkeit zu haben, den Schülern von einer Sekunde auf die andere Informationen zu geben."

Sie habe auch noch eine zweite Facebook-Gemeinschaft für die Theatergruppe, die sie betreut. "Es ist so viel einfacher, die Spielpläne, Texte oder andere Dinge miteinander zu teilen."

Oftmals werden Seiten wie Facebook infolge von Mobbing und Ablenkung vom Unterricht an den Schulcomputern gesperrt.

Das ist in Anbetracht des Potenzials solcher Seiten für die schulische Nutzung wenig produktiv. Zudem finden Schüler meist Wege, diese Sperren zu umgehen.

Lehrer-Schüler-Freundschaft

Sich als Lehrer auf Facebook anzumelden hat als beinahe notwendige Konsequenz das Erhalten von Freundschaftsanfragen von Schülern. Viele nehmen diese nicht an, weil sie Schul- und Privatleben voneinander trennen wollen. Andere wiederum gehen ohne Bedenken virtuelle Freundschaften mit ihren Schülern ein.

Anfänglich habe sie wegen der Organisation in den Gruppen die Schüler als Freunde angenommen, erzählt Posautz. Heute akzeptiere sie nicht mehr jede Anfrage. "Wenn mir ein Schüler, den ich nur am Skikurs kennengelernt habe, eine Anfrage schickt, nehme ich die nicht an." Eine "Facebookhasserin" sei sie aber ganz und gar nicht.

Viele Schüler würden wiederum niemals Freundschaftsanfragen an Lehrer schicken. Simay Zwerger zum Beispiel. Sie ist nicht mit ihren Lehrern befreundet: "Wieso auch, es geht die Lehrer genauso wenig an, was ich mache, wie umgekehrt." Immerhin sind auf manchen Profilen Bilder zu sehen, die nicht für Lehrer sichtbar sein sollten, klassisches Beispiel: Partybilder. (Simon Bohun, Darius Djawadi, DER STANDARD, 28.3.2012)