Soziologe Franz Kolland kam in der von Ministerin Elisabeth Gehrer (VP) in Auftrag gegebenen Studie zu "brisanten Ergebnissen", sagt Kuntzl im STANDARD-Gespräch. Und wirft Gehrer vor, "die Folgen der Studiengebühr wider besseren Wissens falsch dargestellt und verteidigt zu haben". So sei das Argument Gehrers, wonach die Studierenden jetzt intensiver studierten, widerlegt worden: "Nicht bestätigt werden kann die Vermutung, dass aufgrund der Studienbeiträge mehr Lehrveranstaltungen besucht werden", schreibt Kolland.
Die Studie belege, dass die Studiengebühren je nach sozialer Schicht eine "unterschiedliche Betroffenheit" auslösen, so Kuntzl. Vor allem bildungsferne Schichten, viele Frauen, aber auch Studierende mit Kindern seien von der zusätzlichen Finanzbelastung besonders hart betroffen, kritisiert die SP-Politikerin.
44 Prozent der Studienabbrecher nannten die Studiengebühr als Abbruchsgrund. Die soziale Herkunft hat dabei eine besondere Bedeutung. In Zusammenhang mit anderen Gründen (etwa Unvereinbarkeit von Beruf und Studium) spielt der Studienbeitrag für den Studienabbruch von Kindern (besonders viele Frauen) aus niedrigem oder mittlerem familiärem Bildungsniveau um 18 Prozent häufiger eine Rolle als bei Abbrechern aus der bildungsnahen Sozialschicht. Diese nennen dafür oft "mangelnde Berufsaussichten" als Abbruchsmotiv.