"Ein frischer, stylisher Auftritt." Anders als im benachbarten Outlet-Center von McArthur Glen lockt das moderne Villaggio ...

Visualisierung: Villaggio

... mit Factory-Shops im niedrig- bis mittelpreisigen Bereich.

Visualisierung: Villaggio

Parndorf - Auf dem Abfahrtsschild auf der A4 ist vom neuen Villaggio nichts zu sehen. Immer noch prangt groß und mächtig der Werbebanner von McArthur Glen darauf. "Ja, das soll sich bald ändern, denn das Branden mit einem Firmennamen entlang der Autobahn ist illegal", erklärt Gerald Birgfellner, Projektmanager bei Zwerenz & Krause, einem der beiden Investoren des neuen Factory-Outlet-Center (FOC). 

Ungewöhnliches Verhältnis

Gemeinsam mit der APM Holding GmbH investierte das Unternehmen rund 40 Millionen Euro in das Projekt. Das Konkurrenzverhältnis zum Standortriesen McArthur Glen ist ungewöhnlich. Einerseits wolle man sich vom Nachbarn mit seiner "anbiedernden, konservativen Architektur" tunlichst distanzieren, andererseits verweist man darauf, dass man gemeinsam drauf und dran sei, die "größte Outlet-Shoppingcenter-Agglomeration Kontinentaleuropas" zu erschaffen.

Mit der bevorstehenden Ausbaustufe, die in rund einem Jahr in Angriff genommen werden soll, wird das Schnäppchenparadies Parndorf somit mehr als 58.000 Quadratmeter Verkaufsfläche umfassen. Obwohl laut österreichischem Consulting-Unternehmen RegioPlan (siehe Interview) die meisten FOC in Großbritannien und Italien liegen, spielt auch Österreich eine wichtige Rolle. "Ein Drittel aller Kunden, die nach Parndorf kommen, sind Österreicher", sagt Franz A. Kollitsch, Partner bei der APM Holding. "Zwei Drittel kommen aus dem benachbarten Ausland, vor allem aus Ungarn und der Slowakei, aber auch aus Süddeutschland." 

Esprit als Ankermieter

Immer öfter kämen Kunden aus Russland und der Ukraine. Und für viele Touristen aus dem asiatischen Raum ist die Bustour nach Parndorf bereits ein fixer Bestandteil der Wienreise. Von den luxuriösen Umsätzen wie bei McArthur Glen kann man im Villaggio nach heutigem Stand allerdings nur träumen. Während der Konkurrent in seinen Zuckerbäckerhäuschen Luxuslabels wie Prada, Gucci, Burberry und Trussardi beherbergt, setzt das Villaggio mit Cinque, Betty Barclay, Tamaris, Ara Shoes und Asics eher auf den niedrig- bis mittelpreisigen Bereich.

Anchor Store ist ein 2500 Quadratmeter großes Esprit-Outlet, das sogar mit eigenen Einkaufswagerln aufwartet. Sorgen, dass man mit diesem Mix im Windschatten der großen Zugpferde McArthur Glens stehen werde, seien unbegründet. "Ja, da gibt es einen großen Unterschied", meint Kollitsch. "Bei McArthur Glen sind die Leute auf der Suche nach der einen großen Trophäe. Bei uns ist die Shop-Auswahl so zugeschnitten, dass sich hier die ganze Familie einkleiden kann. Was davon ist nachhaltiger?"

Gastronomie im Wohnwagen

Rund 90 Prozent der insgesamt 41 Shops sind derzeit vermietet. Mit dem Soft Opening am vergangenen Donnerstag gingen 24 Shops in Betrieb. Bei der offiziellen Eröffnung am 19. April sollen dann alle Geschäftslokale besiedelt sein. "Wir rechnen mit einer hohen Kundenfrequenz", sagt Centermanager Mario Strasser. "Wir haben einen frischen und stylishen Auftritt, es stehen wie im Museumsquartier Enzis zum Verweilen bereit, und auf dem Parkplatz gibt es einen originellen Würstlstand in einem amerikanischen Airstream-Trailer aus den Sixties."

Die Bebauung der grünen Wiese vor den Toren Parndorfs ist damit noch lange nicht vorbei. Ein Fachmarkt und ein Einkaufszentrum sind bereits in Planung. Auch ein eigener Outlet-Bahnhof soll in den kommenden Jahren errichtet werden. Dieser könnte dem FOC einen Teil der Verkehrslast nehmen. Schon jetzt musste eine eigene Autobahnabfahrt errichtet werden, denn die bestehende Ausfahrt wurde dem immensen Autoaufkommen nicht mehr gerecht.

"Ohne die neue Autobahnabfahrt wäre das Projekt unmöglich gewesen", sagt Gerald Birgfellner. "Erst dadurch kann das FOC mit der entsprechenden Kundenfrequenz erschlossen werden. Wie alle anderen anliegenden Grundstückseigentümer auch haben wir natürlich einen stattlichen Erschließungsbeitrag geleistet." (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 31.3./1.4.2012)