Nur allzu gerne würden Behörden schnell einmal die Smartphones von Verdächtigen durchsuchen - nicht immer im Rahmen der Gesetze.

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Mit der weiter rasch wachsenden Verbreitung von Smartphones und der steigenden Zahl an sensiblen Daten, die auf diesen Geräten gespeichert werden, werden diese natürlich auch für Strafverfolgungsbehörden zu einem immer interessanteren Ziel. Ein aktueller Artikel bei CNET widmet sich nun einem internen Polizeidokument, das einen Einblick gewährt, wie die Zusammenarbeit der US-Strafverfolgungsbehörden mit den einzelnen Herstellern funktioniert - oder eben auch nicht.

Apple

So scheint man mittlerweile ein sehr direktes Verhältnis mit dem iPhone-Hersteller etabliert zu haben: Es gibt es ein fix-fertiges Antragsformular, mit dem die Unterstützung des Computerherstellers beim Entsperren eines mit Lock-Code versehenen Geräts angefordert werden kann. Unter Berufung auf eine interne Polizeiquelle heißt es zudem in dem Bericht, dass Apple seit zumindest drei Jahren den Behörden bei solchen "Durchsuchungen" direkt zur Hand gehe.

Google

Deutlich schwieriger soll es laut den Dokumenten für die Behörden schon sein, Android-Geräte auf die Schnelle einmal zu durchstöbern. Bei einer aktivierten Sperre sei der einzige Weg, wirklich zuverlässig und schnell (also ohne invasive forensische Maßnahmen) an die Daten zu kommen, das Passwort des daran gebundenen Gmail-Accounts zu wissen. Dieses besitze aber nicht einmal Google selbst, da man solche Informationen stark verschlüsselt - und nicht nachvollziehbar - speichere, wie das Unternehmen betont. In solch einem Fall helfe nur mehr das Zurücksetzen des Gmail-Passworts durch Google - was aber natürlich zur Folge hat, dass die Betroffenen dies bemerken, und darum in vielen Fällen nicht erwünscht ist.

Überlegung

Einschränkend gilt es festzuhalten, dass unklar ist, wie aktuell die nun aufgetauchten Dokumente sind. In einem davon wird etwa auf das T-Mobile G1 Bezug genommen und damit Googles allererstes Android-Smartphone. Eventuell kann dies aber schlicht auch heißen, dass sich in dieser Hinsicht seit den Android-Anfängen aus Behördensicht recht wenig geändert hat. Erst vor kurzem war ein Bericht publik geworden, wonach sich zumindest in einem Fall das FBI an der Mustersperre von Android die Zähne ausgebissen hat.

Kritik

Die Praxis solcher Smartphone-Durchsuchungen wird immer wieder scharf von Bürgerrechtsgruppen kritisiert. Immer öfter würden dabei die Mobiltelefone von Verhafteten ohne jegliche richterliche Genehmigung durchsucht, heißt es etwa von der American Civil Liberties Union (ACLU). Auch die Erstellung von Bewegungsprofilen anhand der Standortdaten von Mobiltelefonen werde - entgegen der Rechtslage - zu einer immer leichtsinniger eingesetzten Praxis. Ein "Reality-Check", der auch in Österreich mit der vor kurzem gestarteten Vorratsdatenspeicherung zum Nachdenken veranlassen sollte. (red, derStandard.at, 3.4.2012)