Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Demonstrant gegen Gentechnik in Karlsruhe.

Foto: AP/Rothermel

Wien/Berlin - Seit der Ankündigung des deutschen Chemiekonzerns BASF in diesem Jahr, die Pflanzen-Gentechnikforschung aus der EU in die USA verlagern zu wollen, ist ein neues Kapitel in Sachen grüner Gentechnik aufgeschlagen. Der Rückzug der europäischen Industrie aus dem Zweig ist evident - zu massiv ist die Ablehnung in der Bevölkerung.

Gute Geschäfte

Die Märkte für gentechnisch verändertes Saatgut liegen in den USA, Asien und Südamerika - und dort matchen sich die Branchengrößen Monsanto, Syngenta, Bayer und KWS. Dort laufen die Geschäfte hervorragend. Der weltgrößte Gentechnik-Konzern, Monsanto, hat vom Dezember bis Februar den Umsatz um 15 Prozent auf 4,7 Mrd. Dollar (3,6 Mrd. Euro) erhöht; der Gewinn verbesserte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 19 Prozent auf 1,2 Mrd. Dollar. Doch sei mit keinen weiteren Firmenabwanderungen aus der EU zu rechnen, sagt Richard Breum, Sprecher von Bayer Crop Science im Gespräch mit dem Standard.

Bayer CropScience habe seine Freilandversuche in Deutschland schon 2004 eingestellt. Geforscht für die EU wird in Belgien, in Gent. Und die deutsche KWS, der viertgrößte Saatguthersteller der Welt, konzen-triert sich in der EU auf konventionell gezüchtetes Saatgut und solches für den Ökolandbau.

Industrie bedauert

Was von Konsumenten- und Umweltschützern als Sieg gesehen wird, wird in der Industrie naturgemäß bedauernd gesehen. Die Ängste gegen die grüne Gentechnik sieht Breum als nicht fundiert und die Ablehnung als nach wie vor "ohne wissenschaftliche Begründung". Nicht unbeträchtliche Forschungsinvestitionen würden mittlerweile meist außerhalb der EU getätigt. Bayer hat ein Gewächshaus in den USA gebaut und ein Labor in Singapur.

Breum meint, dass an den europäischen Kritik vorübergehe, dass grüne Gentechnik im Rahmen von "Smart Breeding" nur noch eine Art Steigbügelfunktion habe: Mit Gentechnik wird herausgefunden, ob eine Pflanze eine bestimmte Eigenschaft ausgeprägt (oder eben nicht) hat. Die Pflanze mit der gewünschten Eigenschaftsausbildung werde dann gezielt gezüchtet - und zwar durchaus auch mit herkömmlichen Methoden.

Schnellere Züchtungserfolge

Dieses " Smart Breeding" erlaube schnellere Züchtungserfolge, als wenn über konventionelle Vermehrung jedes Mal abgewartet werden muss, bis eine Pflanze ausgewachsen ist.In Österreich ist trotz Anbauverbot gentechnisch veränderter Pflanzen viel davon im Umlauf: Für die Fleischproduktion muss Soja importiert werden, und dieses ist in der Regel gentechnisch manipuliert. Selbst etablierte Gütezeichen wie das AMA-Siegel müssen beim Fleisch nicht auf Gentech-Futtermittel hinweisen. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD; 6.4.2012)