Der ÖVP-Wirtschaftsbund will, dass es für den ersten Krankenstandstag kein Gehalt geben soll. Als Grund wird ein Anstieg von Kurz-Krankenständen angeführt. Freunde macht man sich mit derartigen Ideen keine. Dass die Gewerkschaft (und die Opposition) dagegen ist, mag wenig überraschen, doch selbst aus der eigenen Partei kommt laute Kritik am Vorschlag.

Zu Recht, legt dieses Ansinnen doch nahe, dass Arbeitnehmer aus Jux und Tollerei zu Hause bleiben. Krank feiern, sich eine Auszeit gönnen. Man braucht es nicht schönzureden: Ja, auch diese Fälle wird es geben. Aber ist das der Regelfall? Nicht in die Arbeit kommt, wer sich krank fühlt, der krank ist. Das ist gut für ihn, für den Arbeitgeber und für die Kollegenschaft. Denn die Alternative hieße: Ein Arbeitnehmer, der nicht mit ganzer Kraft arbeiten kann, seine Krankheit im schlimmsten Fall verschleppt und verlängert und/oder andere Mitarbeiter ansteckt, tut Dienst.

Fakt ist auch, dass die Zahl der Krankenstandstage insgesamt leicht rückläufig war: Laut Fehlzeitenreport 2011 waren unselbstständig Beschäftigte in Österreich im Jahresverlauf 2010 durchschnittlich 12,9 Tage im Krankenstand, im Jahr zuvor waren es noch 13,2 Tage.

In einem funktionierenden Betrieb sollte es möglich sein, etwaige Tachinierer auch bei geltendem Regelwerk ausfindig zu machen. Da braucht es kein neues Gesetz - und schon gar kein Rütteln an einer sozialen Errungenschaft. (Peter Mayr, DER STANDARD, 10.4.2012)