In Japan entstanden: "Futon#13" von Kerstin von Gabain.

Foto: Galerie Senn

Wien - Es war schon immer ihr näheres Umfeld, das Kerstin von Gabain interessierte. Als involvierte Beobachterin hat die Künstlerin etwa die alternative Rave- und Technokultur dokumentiert und die für die " Bewegung" grundlegenden Ideen auch in Objektform präsentiert.

Dazu gehört nicht zuletzt der "Do it yourself"-Gedanke, den von Gabain schon als Ko-Betreiberin des Offspace "Sezession Wichtelgasse" forcierte und der nun auch in ihrer aktuellen Schau eine Rolle spielt: Mehr als 13 Futons hat die Künstlerin schließlich kunstvoll geschnürt und in Position für eine Serie von Schwarz-Weiß-Fotografien gebracht.

Den Anstoß für die Arbeit gab ein mehrmonatiger Aufenthalt in Japan, wo sie sich einmal mehr auf Vorgefundenes konzentrierte - und zwar auf die vielen abgenutzten Matratzen, die sie dort in den Schränken ihres Ateliers fand.

Man fühlt sich angesichts der Matratzen, die auf für Japan typischen Reismatten fotografiert und mit Knoten und Seilen ganz unterschiedlich in Szene gesetzt sind, schnell an Nobuyoshi Araki erinnert, der Bondage schon vor ihr zur Kunst gemacht hat.

Von Gabain greift in ihrer Serie ebenfalls auf die erotische Fesselkunst japanischer Provenienz zurück, nur dass sie anstelle von Frauen gleich Matratzen als Fetischobjekte benutzt.

Der ironische Bruch mit der misogynen Analogie Frau/Matratze wäre ihr mit den skurrilen Objekten alleine auch sehr gut gelungen; beim Ausstellungsrundgang eröffnet die Fotografie eines Mädchens in Schuluniform jedoch noch ein anderes Bild: Von Gabain hat sie auf einem Bett sitzend fotografiert, die Beine ins Zentrum gerückt und das Bild inmitten der Matratzen platziert. Dadurch entsteht nicht nur eine bedenkliche Analogie; die Fotografie weicht auch nicht wirklich ab von dem Bild, das man sich ohnehin von den Japanern und ihren erotischen Fixierungen macht.

An einer Gesellschaft mit Vorliebe für das Perverse hängt sich zudem ein zweites Bild auf: Es fällt ebenfalls aus der Reihe und zeigt ein Mädchen, das gerade blutverschmiert in einer Badewanne ertrinkt. Irgendwann denkt man an Missbrauch und ist froh, wenn der Titel das Bild dann doch noch von den Matratzen abhebt und es als Still aus einem Horrormovie ausweist. (Christa Benzer, DER STANDARD, 12.4.2012)