Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: dapd/Torsten Silz

Nicholas Merrill fordert das FBI heraus und will die Online-Privatsphäre revolutionieren, in dem er einen Internet Service Provider (ISP) starten möchte, der den Schutz seiner Kunden vor der Überwachung durch den Staat an oberste Stelle setzt.

Verschlüsselung und rechtlicher Beistand

Der Non-Profit-Provider will durch gängige Verschlüsselungstechniken sichere Handy- und Internetverbindungen anbieten. Dabei sollen nicht nur alle technischen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, sondern der Provider will auch die Herausgabe von Kundendaten gegenüber staatlichen Behörden bei zweifelhafter Legalität und Verfassungsmäßigkeit vor Gericht bekämpfen.

Kooperationsbereitschaft

Bisher waren ISPs wie AT&T und Verizon gegenüber den Behörden sehr kooperationsbereit. Neben der Herausgabe von Kundendaten soll AT&T sein Netzwerk sogar für die National Security Agency (NSA) geöffnet haben. Dem will Merrill mit dem gemeinnützigen Calyx Institute und dessen profitorientierten Tochtergesellschaften gegenübertreten.

Gerichtsverfahren gegen Merrill

Merrill hat bereits Erfahrung im Kampf gegen die Behörden. Als Chef eines in New York angesiedelten Providers erhielt er im Februar 2004 einen "National Security Letter" des FBI (keine tatsächliche gerichtliche Anordnung), der die Herausgabe von Kundendaten verlangte und die Offenlegung des Briefs verbat. Er zog gegen das Redeverbot vor Gericht und gewann. Ein Bundesrichter urteilte, das Vorgehen des FBIs widersprach dem Recht auf freie Meinungsäußerung.

In den sechs Jahren, die das Verfahren dauerte, kam ihm Merrill die Idee zu Calyx. Dabei werden E-Mails so verschlüsselt gespeichert, dass nicht einmal der Provider selbst sie lesen kann, um vor Anfragen des FBIs sicher zu sein.

Finanzierung

Zunächst müssen für das Projekt aber noch zwei Millionen US-Dollar aufgetrieben werden. Gelingt das, soll Calyx bereits nächstes Jahr starten. Momentan ist Calyx durch ein Reisestipendium der Ford Foundation weitgehend selbst finanziert. Außerdem bekommt Merrill viele Dinge gratis zur Verfügung gestellt, weil die Idee so gut ankommt, erzählte er CNet. Auf IndieGogo (eine Crowdfunding Plattform) sucht Calyx nun auch nach Unterstützern und hofft auf diesem Weg eine Million US-Dollar zu sammeln.

Andere Wege an die Daten zu kommen

Selbst wenn Calyx realisiert wird, heißt das nicht, dass dessen Kunden vor den Zugriffen der amerikanischen Behörden sicher sind. Diese können immer noch Spyware oder Keylogger auf dem Rechner eines Verdächtigen installieren. Allerdings ist diese Vorgehensweise mit einem höheren Aufwand verbunden und laut CNet beim FBI nicht sehr beliebt. (soc, derStandard.at, 12.04.2012)