Salzburg - Robert Schwarzenbacher, jener Molekularbiologe, der am 22. März von der Universität Salzburg wegen angeblicher Fälschung von Forschungsergebnissen gekündigt worden ist und dagegen gerichtlich vorgeht, hat am Freitag die gegen ihn erhobenen Vorwürfe relativiert. Dass man bei Entdecken eines derartigen Fehlers gleich an die Öffentlichkeit gehe, sei "vollkommen unüblich" und ziele in Richtung wissenschaftlicher Zerstörung: "Das macht man unter Kollegen anders. Es war kein Plagiat und keine Fälschung, sondern ein punktueller Fehler, für den ich mich entschuldigt habe."

Inhaltlich kann der gebürtige Pinzgauer unter Hinweis auf das laufende Verfahren beim Arbeits- und Sozialgericht kaum Stellung nehmen. "Bei der mir von der Universität Salzburg vorgeworfenen Manipulation handelt es sich um eine fehlerhafte molekulare Struktur, die als Teil einer Publikation erschienen ist", erklärte er. Die inhaltlichen Schlussfolgerungen der Publikation würden aber unverändert bleiben. Die betroffene Struktur sei in der öffentlichen Protein-Datenbank hinterlegt und zugänglich gewesen, "das heißt, der Fehler wurde nicht vertuscht, da er der wissenschaftlichen Gemeinschaft zur Diskussion gestellt wurde. Als der Fehler bekannt wurde, habe ich die Verantwortung übernommen, die Struktur unverzüglich zurückgezogen und mich für den Vorfall entschuldigt", so Schwarzenbacher.

In wissenschaftlichen Kreisen sei es üblich, dass man einen Kollegen bei Entdecken eines Fehlers darauf aufmerksam mache. Werde dieser dann korrigiert, sei die Sache erledigt. Der Wissenschafter:"Man hat mir nie die Möglichkeit gegeben, darauf zu reagieren, sondern hat es sofort an die große Glocke gehängt."

Verweis auf persönliche Leistungen

Die Kündigung von der Universität Salzburg steht für den Forscher in keiner Relation zu seinen Leistungen für die Hochschule: Er habe in den vergangenen sechs Jahren 2,5 Millionen Euro an Forschungsgeldern an die Uni Salzburg gebracht, darunter ein Marie Curie Excellence Grant über 1,7 Millionen. Die nun kritisierte Arbeit sei nur eine seiner 92 wissenschaftlichen Publikationen - acht davon seien internationale Top-Publikationen.

Aussagen des Rektors Heinrich Schmidinger im ORF - er ist auch Vorsitzender der Rektorenkonferenz in Österreich -, wonach eine universitäre Zukunft für Schwarzenbacher nun nahezu unmöglich sei, bezeichnete der Biologe als "Riesenschaden in ganz Österreich und Europa". Vor allem ärgert ihn auch, dass die Vorwürfe vor Abschluss des laufenden Verfahrens bereits an die Öffentlichkeit gedrungen sind.

Den Stein ins Rollen gebracht hatte laut Medienberichten der österreichische Kristallograph Bernhard Rupp, der in den USA lehrt. Er schickte seine Einwände an die Zeitschrift "Acta Crystallographica Section F". Außerdem wurde auch die Universität Salzburg über den Fehler informiert, woraufhin der Rektor die Kündigung aussprach. (APA/red, derstandard.at, 13.4.2012)