Mit Diamanten besetzte Taschenuhr Prinz Karl Kinskys, bekannt für seine Affäre mit Churchills Mutter.

Foto: Sotheby's

Das eine oder andere Objekt behalten die Erben, der Rest wurde und wird versilbert im Sinne von verkauft. Insofern unterscheiden sich die Nachfahren Franz Ulrichs, seines Zeichens ehemals elfter und im April 2009 verstorbener Kinsky-Fürst, nicht von anderen Erbengemeinschaften. Der (in einer Wohnung) im Palais an der Freyung verbliebene Hausrat wurde sondiert, der um exzeptionelle Stücke ausgedünnte Rest im Spätsommer 2010 beim Dorotheum eingelagert und Ende Februar ebendort versteigert. Die verzeichnete Absatzquote von 96 Prozent stürzte die Geschäftsführung ebenso in einen Freudentaumel wie der offiziell (inkl. Käufergebühren) verlautbarte Umsatz von 1,74 Millionen Euro.

Möbel der zweiten Zeit, diverse Dekorationsobjekte, dazu Orden und anderer fürstlicher Schnickschnack hatten sich verkauft, als ob es kein Morgen gäbe: Der Adelsbonus eben, dank dessen alte Küchenstühle (wie schon bei Thurn und Taxis 1993, Sotheby's) oder abgewetzte Sofas (wie im aktuellen Fall) zu völlig überzogenen, weil nie wieder erzielbaren Werten den Besitzer wechseln

.In solchen Nachlässen schlummern aber auch immer Pretiosen, die zusätzlich zu ihrer historischen Güte einen beglaubigten Materialwert aufweisen: Zu dezenten oder auch protzigen Geschmeiden verarbeitete Edelsteine und Perlen. Wiewohl das Dorotheum von jeher mit Schmuck handelt (auch abseits des Pfandgeschäfts) und Auktionen veranstaltet (die nächste am 19. 4.), wanderte die hochkarätige Fracht aus dem Hause Kinsky zu Sotheby's nach Genf ab.

Die Stadt an der Rhone, die wegen der dort im Zollfreilager zwischengelagerten Kunstwerke bisweilen als das größte Museum der Welt bezeichnet wird, ist für Juwelen das, was London für Alte Meister: der Marktplatz, an dem sich die meisten potenziellen und mit entsprechendem Einkaufsbudget ausgestatteten Käufer tummeln.

Dort gelangen nun via Sotheby's (14./15. 5.) 13 dem (sicher weit üppiger bestückten) Kinsky-Schatzkästchen entnommene Positionen auf den Markt, die umgerechnet weitere 400.000 Euro einspielen sollen. Darunter Colliers, Taschenuhren nebst Bettelarmband und Anstecknadeln. (kron, DER STANDARD, 14./15.4.2012)