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Ein Minenarbieter von Roșia Montană: Goldschürfen bleibt ein schmutziges Geschäft.

Foto: Reuters/Christel

Europas größte Goldmine liegt in Siebenbürgen in Rumänien. 314 Tonnen Gold sollen hier noch liegen und 1480 Tonnen Silber. Der geschätzte Wert: 14 Milliarden Euro. Schon die Römer schürften in dem 110 Kilometer südlich von Klausenburg gelegenen Karpatental Gold. Unter Kaiserin Maria Theresia entwickelte sich Roşia Montană ("Roter Berg") im 18. Jahrhundert zur ertragreichsten Goldgrube der Habsburgermonarchie.

Der im sozialistischen Rumänien eingeführte Tagbau erwies sich nach der Wende allerdings als wenig profitabel: 2006 wurde die defizitäre Mine der staatlichen Minvest geschlossen.

Riesige Umweltschäden

Die unter Nicolae Ceaușescu durch den Tagbau intensivierte Goldförderung hatte riesige Umweltschäden hinterlassen. Roşia Montană heißt die Siedlung wegen der Verfärbung der Flüsse und Bäche. Der Gehalt von Schwermetallen wie Blei in den Gewässern überschreitet die gesetzlichen Maximalwerte um ein Vielfaches. Vor über einem Jahrzehnt gelangte im rund 100 Kilometer entfernten Baia Mare hochgiftiges Zyanid in die Theiss und löste eine der größten Umweltkatastrophen in der Geschichte der Region aus. Damals wuchs auch der Widerstand gegen den Goldabbau, dessen Wiederaufnahme von der Regierung in Bukarest 1997 genehmigt worden war.

Damals hatte der Staatskonzern als Juniorpartner des kanadischen Konzerns Gabriel Resources die RMGC gegründet. Ob der Schatz nun gehoben werden soll oder nicht, darum wird seit Jahren gestritten. Jetzt reicht es laut einem Bericht der „Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) Präsident Traian Basescu. Bei der Vereidigung eines neuen Umweltministers dieser Tage warnte Basescu vor den Folgen weiterer Verzögerungen. Gabriel Resources habe bisher fast eine halbe Milliarde Dollar investiert und könnte auf Vertragsverletzung klagen. Entweder sei das Projekt durchführbar, so der Präsident, dann müsse die Regierung unverzüglich grünes Licht geben, oder sie müsse es abbrechen.

Meinungsumschwung in Rumänien

Gabriel Resources verspricht, beim Zyanid-Einsatz Sicherheitsvorschriften beachten zu wollen, die strenger seien als die Auflagen und Richtlinien Rumäniens, der EU und der Vereinten Nationen. Auf 21 Quadratkilometern sollen insgesamt 225 Millionen Tonnen Erde bewegt und laut Umweltorganisationen wie Greenpeace mit jährlich 5.000 Tonnen Zyanid behandelt werden. Erhoffter Gewinn nach 17 Jahren Schürfens: 1.800 Tonnen Edelmetall. Die Umwelt-Altlasten sollen beseitigt, die verursachten Schäden durch Landschaftsgestaltung und Aufforstung weitgehend behoben werden.

Den Gegnern reichen diese Versprechungen und Zusagen nicht. Mit immer neuen Auflagen und Klagen gelang es ihnen bisher, die Wiederaufnahme der Förderung - das größte Bergbauprojekt Europas laut Befürwortern - zu verhindern. Auch die Umweltminister der jüngeren Vergangenheit stehen eher auf der Seite der Verzögerer. Präsident Basescu setzt hingegen laut dem FAZ-Bericht auf einen Meinungsumschwung in Rumänien, der sich der Wirtschaftskrise verdanke. Bei einer im Februar durchgeführten Umfrage sprachen sich demnach 82 Prozent für die Wiederaufnahme der Goldförderung aus. Am stärksten ist die Unterstützung nicht überraschend in dem von hoher Arbeitslosigkeit geplagten Roşia Montană selbst.

Wenig sicherer Bergbau

Dass die rumänische Regierung das Projekt stoppen wird, gilt unter Umweltschützern ohnedies als wenig wahrscheinlich. Obwohl das Umweltministerium wisse, dass es im Land mehr als 100 gefährliche Lagerstätten mit Zyaniden, Schwermetallen und giftigen Klärschlämmen gäbe, sei seit dem Unfall von Baia Mare kaum etwas geschehen, um den Bergbau sicherer zu machen, heißt es seitens Greenpeace. (rb, derStandard.at, 16.4.2012)