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Unter dem trockenen Nordafrika gäbe es genügend Grundwasser, um Dürreperioden zu überstehen - doch muss die Ressource nachhaltig genutzt werden.

Foto: AP Photo/Cathal McNaughton-pa

London - Am Horn von Afrika waren im vergangenen Jahr Millionen Menschen von der schwersten Dürre seit 60 Jahren betroffen. Nun befürchten Experten, dass dem westafrikanischen Teil der Sahelzone ein ähnliches Schicksal droht, etwa 15 Millionen Menschen in der Region könnten nach UN-Angaben von einer anschließenden Hungerkrise bedroht sein. Während die Staaten der Region ihre "Grüne Mauer" aus Baumpflanzungen gegen die Wüstenbildung verstärken wollen, veröffentlichten Wissenschafter eine Studie, derzufolge unter der Oberfläche gewaltige Grundwasservorkommen schlummern.

Der Sahel bildet den Übergangsbereich zwischen der Sahara im Norden und der Savannenregion im Süden und ist von langen Trocken- und kurzen Regenzeiten geprägt. Obwohl er heute sogar um einiges grüner ist als noch vor 30 Jahren, können sich diese Trockenperioden katastrophal auswirken. Die von Forschern des British Geological Survey und des University College London durchgeführte Studie legt jedoch nahe, dass die vorhandenen Grundwasserressourcen bei nachhaltiger Nutzung ausreichen würden, um solche Perioden zu überstehen.

Karten geben Einsicht

Im Fachjournal "Environmental Research Letters" veröffentlichten die Forscher um Alan MacDonald und Helen Bonsor die bislang detailliertesten Karten der Grundwasserverteilung auf dem afrikanischen Kontinent (siehe die untenstehenden Links), basierend auf hydrogeologischen Karten der nationalen Regierungen und insgesamt 283 Studien über Grundwasserleiter bzw. Aquifere. In Summe kommen sie zu dem Ergebnis, dass die Grundwasservorkommen etwa 100 Mal so groß sind wie das an der Oberfläche zur Verfügung stehende Wasser.

Die größten Vorkommen liegen in nordafrikanischen Sedimentbecken in Libyen, Algerien und dem Tschad. Wie Bonsor gegenüber der BBC erklärte, entsprächen diese einer 75 Meter hohen Wassersäule auf der Fläche dieser Regionen: "Es ist eine gewaltige Menge".

Genug, aber nicht zu viel entnehmen

Bonsor weist auf das Potenzial dieser Ressource hin, zugleich warnen die Forscher vor großangelegten Bohrungen. Die Sahara hat sich im Lauf der letzten paar Millionen Jahren mehrfach ausgedehnt und wieder zusammengezogen und dabei die Sahelzone, in der zumindest zeitweise ausreichend Regen fällt, verschoben. Die Aquifere enthalten daher hauptsächlich altes Wasser - viele wurden den Forschern zufolge zum letzten Mal vor 5.000 Jahren aufgefüllt. Eine Nutzung im großen Stil könnte daher eine Ressource aufbrauchen, die dann für immer verloren wäre.

Eine gangbare Möglichkeit, auf die Grundwasserreservoirs zuzugreifen, sehen die Forscher jedoch in lokaler Nutzung mit manuellen Pumpen. Diese haben zwar nur eine Förderkapazität von 0,3 Litern pro Sekunde - im Gegensatz zu kommerzieller Nutzung mit bis zu fünf Litern pro Sekunde -, würden jedoch ausreichen, die örtlichen Bevölkerungen mit genügend Wasser zu versorgen und als "Puffer" für Dürreperioden zu fungieren. Manchmal sei die langsame Entnahme eben die effektivere, schließt Bonsor. (red, derStandard.at, 20.4.2012)